Live 365 schließt Ende Januar

live365-small2Die 1999 in Silicon Valley gegründete Webradioplattform Live365, die dank Werbeeinblendungen kleinen Onlineradios bislang kostenlos ein Streamingportal in den USA bot, hat laut Kurt Hansons Radio & Internet News angekündigt, zum Monatsende ihre Dienste einzustellen. Auch die werbefreien und daher kostenpflichtigen Angebote sind davon betroffen.

Als Grund wird das Auslaufen des Webcaster Settlement Act aus dem Jahre 2009 und das Abspringen langjähriger Investoren genannt. In einer Email an die mehr als 5.000 Nutzer wird eine Wiederaufnahme des Angebots in anderer Form nicht für unmöglich gehalten, für die Zeit nach dem 31. Januar 2016 aber bis auf Weiteres jeglicher Support ausgeschlossen.
Bereits im Dezember war der Großteil des Personals entlassen und sämtliche Büros aufgegebenen worden. Die wenigen verbliebenen Mitarbeiter mussten von zuhause aus ihre Arbeit verrichten.

Tausende Webradiobetreiber müssen sich nun nicht nur eine neue Streaming-Plattform suchen, sondern auch zum Betrieb ihres Radios tiefer in die Tasche greifen.

Webcaster Settlement Act
Copyright Royalty BoardDie Lizenzbedingungen für Onlineradios werden in den USA alle fünf Jahre angepasst. Der Webcaster Settlement Act von 2009 hatte bei kleineren Webradio-Anbietern noch von vom Platteneinsatz abhängigen Urheberrechtsabgaben abgesehen.

Bis Ende 2015 mussten Webradiobetreiber mit einem jährlichen Umsatz von umgerechnet unter einer Million Euro höchstens eine Pauschale im Bereich von 12 bis 14% zahlen. Diese Arbeitsgrundlage lief jedoch Ende 2015 aus. Das zuständige Copyright Royalty Board ergänzte daher für 2016 bis 2020 in neuen Richtlinien nicht nur einige Definitionen, sondern auch Gebührensätze. Diese basieren nun grundsätzlich auf der Anzahl der gespielten Titel und der Anzahl derer Hörer.

Paul Riismandel rechnet es auf radiosurvivor.com vor: Einer Webradiostation mit durchschnittlich 100 Zuhörern zu beliebiger Zeit, die stündlich 15 Titel spielt, werden 1500 Darbietungen pro Stunde, somit 36.000 täglichen, also 13.140.000 jährliche Darbietungen berechnet. Dies führt zu einer Urheberrechtsabgabe von umgerechnet rund 22.000 Euro im Jahr! Gerade kleinere Anbieter von Webradiostationen können sich diese Kosten nicht leisten.

Als Anbieter von bislang 25 werbefreien Musikkanälen ist Rusty Hodge, Gründer der Soma FM-Gruppe in San Francisco, alarmiert. Via Email ließ er seine Hörer wissen, dass er zehnmal höhere Kosten als im Vorjahr befürchtet. Kosteneinsparungen und Angebotseinschränkungen würden nicht ausreichen, monatlich erforderliche rund 20.000 USD aufzubringen.
Als Anbieter von 25 werbefreien Musikkanälen ist Rusty Hodge, Gründer der Soma FM-Gruppe, San Francisco, alarmiert. Er befürchtet zehnmal höhere Kosten als 2015. Kosteneinsparungen und Angebotseinschränkungen würden nicht ausreichen, monatlich erforderliche 20.000 USD aufzubringen (Bild: Soma FM-Homepage)

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