Apple Music: Sind 6,5 Millionen viel oder wenig?

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Apple Music hat gut drei Monate nach seinem Start die aktuelle Zahl der zahlenden Abonnenten veröffentlicht. Dies ist vor allem deshalb interessant, weil der Streamingdienst die ersten drei Monate kostenlos war und die Nutzerzahl in dieser Testphase bekannt war, nämlich 11 Millionen. Wenn man einmal voraussetzt, dass diese 6,5 Millionen bewusst dabei geblieben sind und nicht nur vergessen haben zu kündigen, will also mehr als die Hälfte auch kostenpflichtig Apple Music weiternutzen.

In den USA wird nun munter debattiert, wie diese Zahl einzuschätzen ist. Einige Analysten halten die 6,5 Millionen für einen guten Start, wenn man sie mit der Zahl von Spotify vergleicht. Spotify hatte im Juni die Zahl der zahlenden Nutzer mit 20 Millionen angegeben, also nur etwa das Dreifache von Apple – Spotify ist seit 2008 am Start.

Allerdings kann Apple auch auf eine riesige Gerätereichweite weltweit zurückgreifen und sein Musikangebot auf iOS-Geräten vorinstallieren und bewerben. Allein im ersten Quartal diesen Jahres hat Apple 74,5 Millionen iPhones verkauft. Verglichen mit diesen riesigen Zahlen, sind die 6,5 Millionen nach Meinung von Branchenbeobachtern dann doch relativ gering.

Wie so oft wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen, mit welcher Dynamik das Wachstum von Apple Music weitergeht und wie sich dieses Wachstum auf den Gesamtmarkt auswirkt.

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Wie wirkt sich der Erfolg von Apple Music auf Pandora aus?

Pandora, das mit Abstand erfolgreichste Internetradio der USA, kannte bisher nur sehr dynamisches Wachstum. Dies beruht neben der hohen Produktqualität vor allem darauf, dass Pandora es geschafft hat, auf vielen Smartphones in den USA vertreten zu sein und somit mit der zunehmenden Verbreitung dieser Geräte geradezu automatisch mitgewachsen ist, wie Larry Rosin von Edison Research in einer eindrucksvollen Grafik zeigt:

(Quelle: Edison Research)
(Quelle: Edison Research)

Dieses Wachstum ist allerdings in Stocken geraten. Pandora scheint seinen Peak hinter sich zu haben; die Nutzung sinkt seit zwei Monaten, was sich bei Pandora gleich auch in einem sinkenden Aktienkurs zeigt. Auch hier wird erst die nächste Zeit zeigen, ob dieser Trend sich fortsetzt und was die Ursache für die – relative – Schwäche von Pandora ist: die zunehmende Smartphone-Sättigung oder doch Apple Music.

Quelle: RAIN

(Quelle: RAIN)

Im Windschatten von Spotify, Apple und Pandora hat sich jetzt auch Google aufgemacht und beginnt mit großem Aufwand, sein kuratiertes Musikangebot zu bewerben und verwendet dabei wie selbstverständlich auch den Begriff „Radio“.

Google-Plakat in San Francisco (Bild: Christian Schalt)
Google-Plakat in San Francisco (Bild: Christian Schalt)

Auf jeden Fall lässt sich auch bei den neuen Streamingangeboten das beobachten, was das traditionelle Radio schon lange kennt: starken Wettbewerb und ähnliche Produkte mit kaum Alleinstellungsmerkmalen.


Christian Schalt 2014 Kiss neu110

Christian Schalt


Kontakt: xing.com/hp/Christian_Schalt

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