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Radiomacher vor neuen Herausforderungen

Bild: © Medientreffpunkt.deDas UKW-Radio kann sich auch im Zeitalter der Digitalisierung behaupten. Daran hat auch die Konkurrenz von Streamingangeboten aus dem Internet oder dem Digitalradio nichts geändert. Das war das Fazit einer Diskussion beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland am Montag in Leipzig.

Medientreffpunkt MitteldeutschlandDennoch stellt das Nebeneinander von FM-Verbreitung und digitaler Ausrichtung die Radiomacher vor große Herausforderungen. Dabei müssten viele Radaktionen eine Gratwanderung beschreiten, sagte Ina Tenz von Radio ffn. Die Anforderungen seien jeweils verschieden und neue Mitarbeiter müssten „digital denken“ und idealerweise „alles können“. Dennoch halte sie nichts von dem ewigen Gerede, dass das UKW-Radio ein Auslaufmodell sei. Diese Diskussion bringe nichts. Das herkömmliche Radio habe nach wie vor seine Stärken, wenn es das Vertrauen auf Sender als Marken und auf die regionale Bindung der Hörer verstärke.

Kristian Kropp von bigFM/RPR1. stimmte dieser Aussage zu und ergänzte, dass kein Medium eine solche Innovationskraft wie das Radio habe. Allerdings sieht Kropp für die Privatradios eine neue Herausforderung: „Die bloßen Zahlen sind für die Werbekunden nicht mehr so interessant. Wir müssen die Hörer finden, die für die Werbung interessant sind.“ Die „Aktivierungskraft“ eines Senders sei wichtig.

Das sieht auch Boris Lochthofen von REGIOCAST so. Wichtig sei die Hörerbindung. Um diese zu erhöhen, habe Radio PSR eine neue App gestartet, die ein persönlich zugeschnittenes Programm ermögliche. So könne sich jeder Nutzer das aussuchen, was für ihn das Wichtigste sei. Außerdem erlaube diese App, dass sich Hörer mit einer vom Moderator extra für sie eingesprochenen Ansage wecken lassen können. Dass diese Möglichkeit schon von zehn Prozent der App-Nutzer genutzt wird, sieht Lochthofen als Erfolg auf dem Weg zu mehr Hörerbindung.

„Was bringt das denn, wenn sich ein paar tausend Hörer wecken lassen?“, fragte Ina Tenz. Das sei für die Gesellschafter der Sender eher uninteressant. Eigentlich wäre eine kostenpflichtige App ohne Werbung eine Option. Das werde man aber natürlich nicht machen, da es die Geschäftsgrundlage ad absurdum führte. Wichtig sei es, mit einer klaren Sprache die Hörer zu erreichen. Deshalb sei es offenbar vorbei mit der Zeit, in der man Privatradios schon am Klang erkennen konnte. „Viele öffentlich-rechtliche Sender klingen teilweise privater als wir“, sagte die Radiomacherin.

Dem konnte nicht einmal Jan Vorderwühlbecke von hr3/YOU FM widersprechen. Er sei aber bemüht von der Personalisierung, die es bei den Privaten gebe, wegzukommen. „Wir investieren nur noch in die Marke und nicht in bestimmte Personen“, so der Wellenchef. Dabei spiele natürlich die trimediale Ausrichtung eine wichtige Rolle. Die Zielrichtung der Öffentlich-Rechtlichen sei aber eine ganz andere. Im Gegensatz zu den Privaten, die Geld verdienen müssten, habe er die Aufgabe „Mehrwert für die Gesellschaft“ zu erwirtschaften. Das bedeute, der Hörer stehe im Mittelpunkt der Marke und er gestalte das Produkt mit. Aber Vorderwülbecke zeigte sich am Schluss der Diskussion auch pragmatisch. Er sei zu alt um die Zukunft zu erfinden. „Das Radio der Zukunft wird vielleicht nicht von uns Radiomachern erfunden, sondern von Großkonzernen aus der Internetbranche“, so Vorderwülbeckes Fazit.

Autor: Thomas Köhler/Medientreffpunkt.de

XPLR: MEDIA Radio-Report