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„Cleverer Schachzug“: Schlagerparadies über 90elf geduldet

DABplus: Medienwächter erteilen Schlagerparadies und Regiocast Absage

schlagerparadies-small(22.01.2014) Das „Schlagerparadies“ wird vorerst nicht bundesweit im Digitalradio auf Sendung gehen können. Das Musikprogramm aus dem Saarland sollte die Nachfolge des Regiocast-Sportradios 90elf auf DAB+ werden.

Anfang des Jahres wurde das Ende von 90elf besiegelt, der Sender mit Sitz in Leipzig ging bei der Vergabe der Bundesligarechte leer aus, das neue Sport1FM bekam den Zuschlag. Im Internet verschwand das Fußballradio inzwischen, auf DAB+ hingegen sendet bis heute eine unmoderierte Musikauswahl unter dem alten Sendernamen.

Als Nachfolge sollte das einst als „RMN Schlagerhölle“ gestartete Schlagerparadies starten, wie RADIOSZENE bereits vor einigen Wochen aus Branchenkreisen erfuhr. Der Sender stand bisher in keiner Verbindung zum Radiounternehmen Regiocast, zeigt aber schon mit eigenen DAB-Sendeplätzen in Berlin, Bayern, dem Rhein-Main-Gebiet und Sachsen-Anhalt Digitalradio-Ambitionen. Doch in der gestrigen Sitzung der Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK), die über die bundesweiten Sendelizenzen entscheidet, wurde die bundesweite Expansion gestoppt, wie die Regiocast RADIOSZENE gegenüber bestätigte.

Rainer Poelmann (Bild: REGIOCAST)
Rainer Poelmann (Bild: REGIOCAST)

Rainer Poelmann, Sprecher der Geschäftsführung der Regiocast äußerte sich enttäuscht: „Unser Programmvorschlag war gerade mit Blick auf die Akzeptanz von DAB+ bei den Hörern sehr attraktiv. Dafür hätten wir uns deutlich mehr Unterstützung von den Landesmedienanstalten erwartet, zumal wir nach der Einstellung von 90elf aufgrund der Rechtesituation vor einigen Monaten den Eindruck gewonnen hatten, dass die Medienanstalten uns hier keine Steine in den Weg legen und sinnvolle Nachfolgeprojekte zum Nutzen der Plattform unterstützen.“ Schlager gehört zu den Genres bzw. Programmformaten, die im bundesweiten Digitalradio und in einigen Bundesländern auch im herkömmlichen UKW-Programm kaum bedient werden.

Eine Begründung der ZAK liege bisher noch nicht vor – auch in der offiziellen Pressemitteilung zur Konferenz vom Dienstag wurde diese Entscheidung nicht erwähnt. Sobald man nähere Details von Seiten der Landesmedienanstalten erhalte, wolle man über das weitere Verfahren beraten. „Klar ist aber, dass das keine gute Entscheidung für die Entwicklung und den künftigen Erfolg von DABplus ist“, so Poelmann.

Update vom 23.01.2014: Schlagerparadies über 90elf geduldet

Gegenüber RADIOSZENE äußerte sich ZAK-Sprecher Dr. Peter Widlok zur Entscheidung der Kommission. Diese sei ein „cleverer Schachzug“ im Sinne der Hörer.

Peter Widlok (Bild: LfM)
Peter Widlok (Bild: LfM)

Der Grund für die Ablehung sei einfach: Der geplante Formatwechsel von 90elf zu Schlagerparadies wäre keine „unwesentliche Änderung“ des in der Lizenz definierten Programmformats gewesen. Daher konnte das Gremium dem Wechsel nicht zustimmen – nötig bei einer Änderung dieser Größenordnung sei eine Neuausschreibung des Sendeplatzes. Jedoch dulde die ZAK bis dahin, dass das Schlagerparadies aus dem Programmplatz übertragen wird, schließlich sei der Termin der Neuausschreibung noch nicht festgelegt. So vermeide man, dass der Sendeplatz ungenutzt bleibt, da 90elf das jetzige Programm hätte beenden müssen.

Das letzte Wort ist in der Angelegenheit jedoch noch nicht gesprochen. Nach Angaben der ZAK soll bei der nächsten Sitzung im Februar erneut darüber diskutiert werden.

 

Update vom 24.01.2014: Das Schlagerparadies ist gegenwärtig mit Testsendungen auf dem ehemaligen Programmplatz von 90elf zu hören.

Update vom 27.01.2014: Um 14:00 Uhr sind die Schlagerparadies-Testsendungen wieder beendet worden, es läuft wieder Nonstop-Popmusik von 90elf.

 

 

XPLR: MEDIA Radio-Report