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Merkel in der Morningshow – Über Promis im Radio

rueckkehrderreadiolegenden„Es war eine große Verbeugung vor dem Medium Radio“, so beschreibt Robert Skuppin, Programmchef von radioeins vom rbb, rückblickend die „Rückkehr der Radiolegenden„. Anfang des Jahres hatte er Prominente wie Thomas Gottschalk, Frank Elstner oder Hugo Egon Balder für jeweils eine Sendung ins Radio zurückgeholt. Die Reaktion der Hörer war „großartig“, auch wenn nicht alle Hörer alle Moderatoren gut fanden, berichtet er im Interview mit RADIOSZENE bei den Medientagen München (Audio-Interviews s.u.).

Promis müssen ins Programm passen

Zuvor hatte Skuppin zusammen mit Hugo Egon Balder, BCI-Berater Mike Haas und Coach Patrick Lynen über den Einsatz von Prominenten im Radio diskutiert. Als Event können Promis einem Sender Aufmerksam und Presse bringen, der regelmäßige Einsatz sei aber nicht empfehlenswert, so die Meinung auf dem Podium. Mike Haas sieht dafür auch wirtschaftliche Gründe: „Gesellschafter wollen Tagesreichweiten und diese bringen Prominente nicht.“

Patrick Lynen, Robert Skuppin, Mike Haas und Hugo Egon Balder diskutieren mit Thomas Aigner (v.l.n.r.)  über Promis im Radio (Foto: Björn Czieslik)
Patrick Lynen, Robert Skuppin, Mike Haas und Hugo Egon Balder diskutieren mit Thomas Aigner (v.l.n.r.) über Promis im Radio (Foto: Björn Czieslik)

Kritisch bewertet er im Interview mit RADIOSZENE etwa den Einsatz von Oliver Pocher als aufgezeichneten Morningshow-Host bei bigFM: „Man verkauft es als die Oliver-Pocher-Show, aber es ist nicht drin“. Auch Casting-Show-Kandidaten, Big-Brother-Teilnehmer oder Boris-Becker-Freundinnen als Co-Moderatoren will Haas „weder beurteilen, noch befürworten“ und appelliert an die Sender: „Es kommt drauf an, ob man weiß, was seine Hörerschaft will. Und wenn sie das nicht wollen, dann nützt mir der Container-Promi auch nichts“. Auch radioeins-Chef Robert Skuppin meint: „Es kann auch nach hinten losgehen, wenn man die falschen Prominenten nimmt. Es muss schon zu dem Programm passen.“

Qualität muss nicht dumm sein

Hugo Egon Balder (Foto: Medientage München)
Hugo Egon Balder (Foto: Medientage München)

Ohnehin komme es darauf an, die Prominenten, die man sich in den Sender holt, nicht in ein Format zu pressen. Hugo Egon Balder hat bei seinem einmaligen Einsatz bei radioeins besonders genossen, „dass man da machen konnte, was man wollte. Das ist doch schön, das ist doch herrlich, man hatte keine Vorgabe“, sagt er gegenüber RADIOSZENE. Besonders gerne würde Balder im Radio „Qualität machen. Kann auch lustig sein. Qualität muss nicht dumm sein“, sagt er mit Verweis auf „Privatsender, die sich zu Tode jinglen und Moderatoren haben, die permanent gute Laune haben. Und zwar so übertrieben, dass man es nicht mehr glaubt.“ Seiner Meinung nach sollten die Moderatoren „moderieren und nicht so tun, als würden sie moderieren. Das ist die Crux.“

Gottschalk wollte Praktikantin zur Vorbereitung

Dies war wohl auch der Erfolgsfaktor der „Radiolegenden“ von radioeins: Die Promis einfach machen zu lassen. Die Zusammenarbeit mit der Redaktion lief dabei „sehr unprätentiös“, erinnert sich Robert Skuppin. Thomas Gottschalk etwa, an den auch auch die Redaktion im Vorfeld die höchsten Erwartungen hatte, habe die Sendung „aus dem Ärmel geschüttelt, als hätte er nie etwas anderes gemacht“. Am Ende gab es sogar Standing Ovations. Zuvor hatte er der Redaktion einen „gigantisch langen Brief geschrieben, in dem er ganz genau beschrieben hat, wie er sich die Sendung vorstellt“. Damit „jemand richtig was lernen kann“ hatte er auch den Wunsch geäußert, die Sendung zusammen mit einer Praktikantin vorzubereiten, was dann auch geschah.

Spaß statt Geld

Robert Skuppin, radioeins (Foto: Björn Czieslik)
Robert Skuppin, radioeins (Foto: Björn Czieslik)

Geld spielte bei allen „Radiolegenden“ übrigens kaum eine Rolle, verrät Robert Skuppin: Man habe allen Gastmoderotoren zwar das Moderationshonorar für eine Drei-Stunden-Sendung laut rbb-Tarifvertrag angeboten, aber die meisten „wollten das gar nicht“, so dass radioeins letztlich nur Reise- und Hotelkosten übernehmen musste. „Wir hätten uns mehr nicht leisten können und ich glaube, die haben gar kein Interesse daran“, sagt Robert Skuppin und ergänzt: „Die können doch an anderer Stelle so viel verdienen, aber dabei haben sie weniger Spaß.“

Der Spaß an der Sendung war übrigens auch bei Olli Schulz und Jan Böhmermann ausschlaggebend, die jeden Sonntagnachmittag bei radioeins zwei Stunden „Sanft & Sorgfältig“ moderieren. Beide „wollten unbedingt zu radioeins, weil radioeins für sie eine Bedeutung hat“, so Programmchef Robert Skuppin, „dann spielt die Bezahlung auch nicht mehr so die entscheidende Rolle“.

Angela Merkel macht den Wetterbericht

Eine Wiederholung der „Rückkehr der Radiolegenden“ schließt Skuppin aus, auch wenn „wir intern darüber gesprochen haben“ und von den Hörern „ganze Listen kamen, wen wir noch nicht eingeladen haben“.

Eine prominente Person würde er sich dennoch als Gastmoderatorin wünschen: „Ich fände es wirklich spannend, wenn die Kanzlerin mal bei uns moderieren würde“ und dabei „auch Verkehrsansagen oder den Wetterbericht liefern müsste“. Interessant fände es Robert Skuppin vor allem, „mit welcher Ansprechhaltung sie das macht.“ Da es immer heißt, sie würde auch in der Politik „eher moderieren“, würde er „gerne hören, wie es ist, wenn die dann auch Interviews führt. Wie fragt sie und wie kommt sie zu bestimmten Schlüssen? Das wäre glaube ich ganz spannend.“ Das könnte auch wieder eine MA-Aktion werden, doch Robert Skuppin bleibt realistisch: „Ich befürchte nur, dass wir die nicht kriegen.“

 

Zum Anhören:


Interview mit Robert Skuppin, Programchef radioeins vom rbb

Interview mit Hugo Egon Balder

Interview mit Mike Haas, Senior Consultant und Partner der BCI Group

Weiterführende Informationen

XPLR: MEDIA Radio-Report