Webradio-Messung startet Anfang 2014

Philips-Webradio-bigEs ist mehr als Zukunftsmusik: Die Taskforce IP Audio der agma bereitet die Messung von Web-Radios vor. Im Juli beginnt der Testbetrieb, und bereits im Januar 2014 sollen erste Daten veröffentlicht werden. Die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e.V. (agma) erklärt die Details: 

Das Medium Radio ist einfach und komplex zugleich. Für die Hörer ist es simpel: Man hört „seinen“ Sender, die Musik kommt aus einem Lautsprecher – das Empfangsgerät (ob klassisches UKW-Radio, PC, WLAN-Radio oder Smartphone) spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Auch die Nutzungsmessung ist vordergründig relativ einfach: Die ma Radio ermittelt diskriminierungsfrei die Hörerschaften von Radiosendern, unabhängig vom technischen Verbreitungsweg. Die differenzierte Erfassung der Radionutzung nach den einzelnen Empfangswegen jedoch stellt eine methodische Herausforderung dar. Nicht nur für die klassischen UKW-Sender, die alle als Livestream auch im Internet verfügbar sind (sogenanntes Simulcast), sondern vor allem, weil es im Internet eine Vielzahl sogenannter Web-Radios/Web-Channels gibt, die ausschließlich über diesen Verbreitungsweg zu hören sind.

Möglichkeiten der Web-Radio-Nutzung (Bild: agma)
Möglichkeiten der Web-Radio-Nutzung (Bild: agma)

Während die ma Radio zuverlässig die Medialeistung der UKW- und Kabel-Radios erfasst (modelltheoretisch von allen Sendern), ist aus Fallzahlgründen die umfassende Messung von Web-Radio ohne methodische Anpassung der ma Radio derzeit nicht möglich. Gleichzeitig besteht der dringende Wunsch – sowohl seitens der Werbewirtschaft als auch vieler Web-Radio-Anbieter – nach einheitlichen und vergleichbaren Leistungswerten. Dies ist die mittelfristige Zielsetzung von Simulcast- und Web-only-Anbietern für eine Mediawährung. Als erster Schritt gilt deshalb das Bestreben, einen einheitlichen Messstandard für Web-Radio zu entwickeln.

agma-logo2012-smallDieser Herausforderung stellt sich die Ende 2011 von der agma eigens dafür ins Leben gerufene Taskforce IP Audio, in der neben Gremienmitgliedern von agma und MMC Vertreter von Web-Radios und -Vermarktern sowie des Bundesverbandes für Digitale Wirtschaft (BVDW) involviert sind. In der Zeit ihres Bestehens hat die Taskforce sowohl einen ersten Techniktest erfolgreich abgeschlossen als auch erste Konventionen für einen Messstandard auf Basis von Logfiles und damit Streaming-Abrufen entwickelt.

Im Juli 2013 beginnt die erste Phase eines Testbetriebs für den Regelausweis mit den Publishern/Channels, die bereits beim ersten Techniktest erfolgreich mitgewirkt haben. Die zweite Phase wird ab September weiteren Publishern und Channels die Möglichkeit zur Teilnahme bieten. Erste Messungen im Regelbetrieb sind für Januar 2014 geplant. Im Idealfall werden zu diesem Zeitpunkt auch bereits Messdaten (durchschnittliche Streaming-Abrufe, durchschnittliche Zugriffsdauern), zunächst auf Quartalsebene, später auch auf Monatsebene, für einzelne Angebote, Publisher, Channels und Vermarkter von Web-Radio veröffentlicht.

Dieter K. Müller (Bild: agma)
Dieter K. Müller (Bild: agma)

„Die Hörer unterscheiden nicht, ob sie ihren Sender über UKW oder WWW hören. Deshalb ist es aus Rezeptionssicht richtig, die Nutzungsmessung von Web-Radio unter dem Dach der agma zu organisieren“, so Dieter K. Müller, Vorstand Radio der agma: „Damit ist der erste Schritt in Richtung Audio-Konvergenzwährung getan.“

 

Christiane Korch (Bild: agma)
Christiane Korch (Bild: agma)

Christiane Korch, Ressortleiterin Radio der agma, betont: „Die Logfile-Auswertungen sind zunächst nur Streaming-Abrufe ohne soziodemografische Angaben der Hörer. Diese sind somit noch nicht vergleichbar mit den personenbasierten Hörerdaten und damit Reichweiten, wie sie die ma Radio bietet.“

Aus Sicht von Henriette Hoffmann ist „die Darstellung von Zugriffszahlen anhand von Logfiles der einzige Weg, der alle Web-Radio-Verbreitungsmöglichkeiten, mobil oder stationär, abdeckt. Die Abbildung dieses Ganzen ist das Ziel dieses Projekts“, so die gewählte Marktforscherin Radio: „Damit wird eine erste Möglichkeit für die Werbungtreibenden geschaffen, alle entsprechenden Audioangebote anhand einheitlich definierter und im Konsens erarbeiteter Standards zu bewerten.“

Henriette Hoffmann (Bild: agma)
Henriette Hoffmann (Bild: agma)

Auf dem Weg zur Festlegung und Etablierung eines einheitlichen Messstandards waren im Vorfeld viele Detailfragen zu klären. Soll eine logfile- oder pixelbasierte Messung zum Einsatz kommen, und, wenn ja, wie valide kann darüber gemessen werden? Welche technischen Bedingungen müssen die teilnehmenden Sender beziehungsweise Angebote erfüllen, um einheitlich und verlässlich gemessen werden zu können? Welche einheitlichen Konventionen für eine valide Erhebung und Ausweisung späterer Leistungswerte können festgelegt werden? Diese und weitere Fragen sollten in einem ersten Techniktest geklärt werden.

Die Taskforce IP Audio entschied sich dabei für eine Messung via Logfiles, da eine pixelbasierte Messung eine Reihe von Web-Radio-Angeboten ausschließen würde: So ist zum Beispiel eine Verpixelung bei WLAN-Radiogeräten nicht möglich. Was die Festlegung von Messkonventionen angeht, wurde festgelegt, wie beispielsweise mit sehr kurzen Streaming-Abrufen umgegangen werden soll, etwa Abrufen, die unter einer Minute liegen und eher als „technische“ Zugriffe von sogenannten Streaming Robots zu werten sind und aus Sicht der Taskforce daher ausgeschlossen werden sollen. Auch extrem lange Streaming-Abrufe, die sich zum Teil über mehrere Tage erstrecken, sollen eingeschränkt werden. So werden längere andauernde Abrufe auf 24 Stunden begrenzt. Orientierung boten hierbei bereits am Markt existierende Konventionen von Streaming- Dienstleistern.

Autorin: Christiane Korch (agma)

Quelle: Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e.V. (agma)

XPLR: MEDIA Radio-Report