Perceptive Media: BBC präsentiert mitdenkendes Radio

Perceptive Radio-big Die BBC hat auf der Thinking Digital Conference in Gateshead eine Weltneuheit vorgestellt, an der die Beteiligten Unternehmen BBC Research & Development, Mudlark und MCQN Ltd. lange getüftelt haben: Ein Radio, das sein Programm bzw. seine Scripts situativ verändern und somit an Faktoren wie Wetter oder Standort anpassen kann.

Ian Forrester vom Future Media North Lab in Salford hatte die Idee: Herauszufinden, welche Tätigkeiten während des Radiohörens stattfinden und welche Geräusche sie verursachen (von Herumlaufen über Geschirrklirren beim Spülen bis zum Räkeln im Sessel), um diese dann in das „Programm“ zu integrieren. Neben Designfragen sollte ein weiteres Problem gelöst werden: Welche Reaktion sollte das Gerät bei bestimmten Ereignissen bieten? Wie kann Hörgenuss optimiert werden, wenn die Lautstärke sich beim Herumlaufen verringert oder ein Telefonanruf stört?

BBC RadioDas Team um Ian Forrester entwickelte seit Ende 2012 für das „Perceptive Radio“ der BBC ein entsprechendes computergeneriertes Drama. In dem Zeichentrick-Hörspiel spielen zwei Charaktere die Hauptrollen: Eine Rolle übernimmt eine Computerstimme; die Rolle einer verängstigt alleine im Aufzug stehenden Frau wird von einer weiblichen Stimme gesprochen. Durch Informationen externer Quellen könnten vom mitdenkenden Radio blitzschnell Inhalte angepasst werden. So könnte beispielsweise das tatsächlich herrschende Wetter oder eine tatsächlich in der Nähe befindliche Sehenswürdigkeit berücksichtigt werden.

BBC Perceptive Radio
BBC Perceptive Radio (Foto: BBC/Greg Povey, @topfife)

Das Modul enthält ein Mikrofon, das Umgebungsgeräusche aufnehmen und bestimmte Töne verstärken kann. Beim Herumlaufen ändert sich die Lautstärke; bei einem störenden Telefonanruf wird das Programm unterbrochen und beim Auflegen sofort fortgesetzt. Diese Änderungsmöglichkeiten sollen das Hörerlebnis automatisch verbessern und damit konzentriertes Zuhören ermöglichen.

 

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BBC-Techniker Tony Churnside lobt die Entwicklung als frühen Einblick in Sendungen nächster Generationen. Bislang wäre „Eins für Alle“ ohne Rücksicht auf die individuelle Hörer-Situation gesendet worden, zukünftig böten sich Möglichkeiten wie beim „Responsive Web Design“, bei dem sich Bildschirminhalte schon jetzt automatisch dem verwendeten Endgerät und dessen Displaygröße anpassen.

Weiterführende Informationen

Pressemitteilung der BBC
Hörspieldrama auf futurebroadcasts.com
BBC R & D Blog
Mudlark über das Projekt