Radio-Konkurrent Spotify: „Ich wünsche mir alles, was den Nutzer interessiert“

Spotify

Mit mehr als 24 Millionen aktiven Nutzern und 6 Millionen zahlenden Abonnenten ist der Musikstreamingdienst Spotify Marktführer in vielen Ländern; derzeit ist das schwedische Unternehmen in 28 Märkten aktiv. Dank breiter Präsenz auf den verschiedensten mobilen Plattformen erfreut sich Spotify großer Beliebtheit – und könnte eines Tages das klassische Radio ablösen.

Das Deutschlandgeschäft von Spotify lenkt seit einem Jahr Stefan Zilch. Wie er in einem Interview mit Martin Heller, dem Crossmedia-Leiter der Axel Springer Akademie verrät,  kann er sich gut vorstellen, dass sein Angebot eines Tages immer radioähnlicher wird: „Ich wünsche mir alles, was den Nutzer interessiert“ so Heller. „Wenn jemand zwei Stunden am Tag bei uns Musik hört, könnte der einmal zwischendurch auch erfahren, was in der Welt los ist. Das wäre ein toller Service für ihn – wenn er möchte“.

 

Können Algorithmen auch Journalismus?

Stefan Zilch
Stefan Zilch (Foto: Spotify)

Ob eines Tages auch breitgefächerte, journalistische Inhalte den Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung gestellt werden, steht momentan noch in den Sternen. Derzeit habe man nicht die entsprechenden Daten über die Vorlieben der Nutzer, die über den Musikgeschmack hinausgehen, so Stefan Zilch. Dass man sich als Hörer beispielsweise für Wirtschaftsberichte und im Sportbereich für einen bestimmten Fußballverein interessiert und daraufhin auch von Spotify nur Meldungen zu diesen Themen in die Playlist platziert bekommt, sei technisch möglich, gegenwärtig aber nicht realisierbar.

 

Vorteile für Werbekunden und externe Dienstleister

Andere redaktionelle Inhalte sind aber laut Zilch schon verfügbar, etwa zu musikjournalistischen Themen, die den Nutzern selbstverständlich zielgerichteter angeboten werden können. Spotify, angeblich in seinem Mutterland Schweden in 50% der Haushalte präsent, sei im Gespräch mit externen Anbietern, um auch diesen Bereich zu stärken. Schließlich biete diese Art des „Radios“ auch für die Anbieter deutliche Vorteile, die genau analysieren könnten, wie viele Menschen auf welche Inhalte zugreifen. Für Werbekunden, etwa Ticketverkäufer, bietet der Streamingdienst dank Data Mining und Userprofilen weniger Streuverluste mit sich als viele klassische Radiosender.

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Da Spotify ähnlich wie Facebook nur die Plattform bereitstellt, zeigt sich Stefan Zilch begeistert davon, was andere Entwicklern darauf aufbauen. Ein interessantes Projekt sei etwa eine Datingplattform, bei der Nutzer anhand von Übereinstimmungen in ihren persönlichen Playlists zusammengeführt werden.

 

Medium für den Nutzer zweitrangig

Dienste wie Spotify werden den klassischen Radiomarkt auch in den kommenden Jahren beleben und möglicherweise von außen verändern. Entscheiden wird über die kommenden Entwicklungen nicht primär das Übertragungsmedium sondern der Nutzer. Zilch: „Die Medien die Inhalte gescheit aufbereiten und ihren Nutzern interessante Inhalte zur Verfügung stellen, werden dem Nutzer einen Mehrwert bieten. Ob das ein Radiosender ist, bei dem ich einen tollen Song zum ersten Mal höre, weil der Redakteur genau ins Schwarze getroffen hat oder ob das YouTube ist, wo Millionen sich am Gangnam-Style erfreuen, ist für den Nutzern ja zweitrangig“.

[youtube iSzQWYNA0DU 555]

 

Weiterführende Informationen
Das ganze Interview mit Stefan Zilch im asablog
Event-Tipp Können Algorithmen Radio machen?