Comedy im Radio: Voll witzig, oder nicht?

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Comedy im Radio wird immer wichtiger – zumindest für die sogenannten AC-Sender. In der Musikmischung des Hörfunkformats „Adult Contemporary“ ähneln sich die Sender, allein die Moderatoren und die Comedians sorgen für Unterscheidbarkeit und Einzigartigkeit. Über Comedy im Hörfunk diskutierte ein Panel der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) im Rahmen der MEDIENTAGE MÜNCHEN.

Valerie Weber, Programmdirektorin und Geschäftsführerin von Antenne Bayern, und Walter Schmich, Programmbereichsleiter Bayern 3 & Jugend beim Bayerischen Rundfunk, waren sich einig: „Unser Geschäft ist die Unterhaltung und Comedy ist ein wichtiger Teil davon“. Das unterstrich Schmich gleich zu Beginn der Veranstaltung und Weber ergänzte: „Hier geht es nicht um Quote, sondern um das Image des Senders. Es geht darum, Ecken und Kanten zu zeigen. Gute Comedy macht aus Hörern Zuhörer“.

Valerie Weber
Valerie Weber

„Wir nehmen alles, was witzig ist“, sagte die Antenne-Bayern-Chefin Weber. Ihr sei es gleich, ob Comedy-Formate von außen geliefert würden oder aus dem eigenen Haus kämen. Die Kreativen, „diese gefährdeten Pflanzen“, müssten gehegt und gepflegt und nicht in „Spinner-Zimmer“ eingesperrt und mit Druck und Zwang verschreckt werden.

Der FlirterDie anwesenden Produzenten von Comedy-Formaten hörten das gern. Dirk Stiller jedoch beklagte sich über mangelndes Feedback durch die Radiostationen. Er forderte die Senderverantwortlichen auf, sensibler gegenüber jungen Talenten zu sein und diese gezielt zu fördern. Sonst, so seine Warnung, würden immer mehr Comedians zum Fernsehen oder gar ins Internet abwandern. „Wir brauchen das Radio eigentlich nicht“, so der „Comedy-Coach“.

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Kenneth A. Maple, Gagwriter Radio-Sitcom, sieht sich ganz als „Diener des Produkts“. „Ich bin kreativ für das Stations-Design tätig“, beschreibt er seine Arbeit. „Ich mache meine Comedy gezielt so, wie es der Sender will und braucht: strategisch, individuell und lokal“.

Kleiner Nils„Den Leuten etwas geben, was sie mögen“, will auch Oliver Döhring, Erfinder der Comedy-Figur „Der kleine Nils“. Döhring forderte, das Radio nicht als „Nebenbei-Medium“ zu begreifen, sondern „als das Wichtigste und Schönste, was wir tun“.

Während sich die Diskussionsteilnehmer über die zunehmende Bedeutung von Comedy-Formaten im Hörfunk einig waren, scheint der Hörer diesen Trend allerdings zu ignorieren. In einer aktuellen Umfrage des Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, die Radio-Konsumenten nach der Bedeutung der einzelnen Programmfarben befragte, rangiert die Radio-Comedy ganz weit unten. Ein Ergebnis, das die Senderverantwortlichen jedoch nicht beunruhigt. „Ich gebe nichts auf solche Umfragen. Comedy bindet ans Programm und gehört zum USP des Senders“, ist sich Valerie Weber sicher. Und auch Walter Schmich lässt sich von dem eingeschlagenen Kurs nicht abbringen: „Comedy ist ein Bereich, bei dem man auf das Bauchgefühl hören muss“, sagte der Bayern-3-Programmchef.

Mitschnitt des Panels 8.4 Comedy im Hörfunk:

[podcast]http://www.medientage.de/db_media/mediathek/audio/12_audio_2012_1351168614.mp3[/podcast]

Quelle: Medientage München