Wedel Software

Digitalradio: BBC und Deutschlandradio propagieren „Euro-Chip“ für DAB+ – VPRT dagegen

 

EBU UER big

Europäische Radioanbieter in der EBU werden initiativ

Deutschlandradio und die BBC haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam die von der EBU (European Broadcasting Union) angeregte Einführung eines allgemeinen, europaweiten elektronischen Empfangs-Chips für Radiogeräte zu unterstützen. Weitere öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten schließen sich dem an. Der Chip soll neuen Radiogeräten den Empfang verschiedener Übertragungs-Standards ermöglichen, wovon nicht nur Radionutzer, sondern auch Rundfunkveranstalter, Handel und Industrie europaweit profitieren würden.

Dr Willi Steul (Bild: Deutschlandradio)
Dr. Willi Steul (Deutschlandradio)

Die Medien-Direktorin der EBU, Annika Nyberg Frankenhaeuser, begrüßte den Vorstoß der beiden EBU-Mitglieder BBC und Deutschlandradio. „Wir müssen sicherstellen, dass alle Radionutzer in Europa die Möglichkeit haben, zukunftsträchtige Empfangsgeräte zu kaufen, die sie europaweit mit Radio-Dienstleistungen versorgen.“ Die Initiative wurde bei einer EBU-Konferenz in Brüssel zwischen Tim Davie, Direktor der BBC, und dem Intendanten des Deutschlandradios, Dr. Willi Steul, verabredet.

„Das Digitalradio innerhalb Europas ist seit jeher von Unsicherheiten geplagt“, sagte Tim Davie: „Wir mögen vielleicht kurz vor einem Wendepunkt stehen, aber zunächst sollten wir uns auf alles das konzentrieren, was bezüglich der digitalen hybriden Zukunft des Radios sicher ist, und uns zusammentun, um eine gemeinsame Vision innerhalb Europas voranzubringen.“ Deutschlandradio-Intendant Steul betonte: „Digitalradio ist eine in Europa erfundene Technologie und wir als europäische Rundfunkanbieter können hiermit zeigen, dass wir zusammen arbeiten, um die Zukunft des Radios zu sichern.“

Der „Euro-Chip“, der bei größeren Stückzahlen nur wenige Euro kostet, ist ein bestehendes Set von Basiseigenschaften und -funktionen und damit eine Art Mindeststandard für alle neuen digitalen Rundfunkempfangsgeräte, das ursprünglich von der WorldDMB entwickelt wurde. Er wird bereits produziert und gewährleistet die Kompatibilität aller neuen digitalen Radiogeräte innerhalb der europäischen Länder, deren Rundfunkanbieter die Standards DAB, DAB+ oder DMB sowie analoges UKW (FM) und Mittelwelle (AM) nutzen.

Quelle: Pressemeldung Deutschlandradio vom 17.10.2012

VPRT gegen „Euro-Chip“ für DAB+ – Verstoß gegen Technikneutralität

Das Deutschlandradio setzt sich für den Einbau des so genannten „Euro-Chip“ in alle neuen Radiogeräte ein, um auf diesem Wege die Standards DAB/DAB+/DMB zu integrieren. Hiergegen spricht sich der Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) jetzt aus. Der Euro-Chip verstoße gegen die Technologieneutralität, hieß es. Der Verband habe stets dafür plädiert, die Kräfte des Marktes und die Akzeptanz beim Hörer darüber entscheiden zu lassen, ob sich die DAB+-Technologie beim Endverbraucher durchsetzt. Von dieser Position ist der Verband noch nicht abgerückt.

Insbesondere die öffentlich-rechtlichen Programme engagieren sich in großem Umfang bei der Etablierung der DAB+-Technologie und strahlen mittlerweile fast alle UKW-Angebote auch über das DAB+ Netz aus. Der VPRT sieht DAB+ bisher aber als Misserfolg an, da der Zuhörerzuspruch bislang hinter den Prognosen zurückbleibt. Statt geschätzter einer Million werden 2012 voraussichtlich nur 350.000 DAB+-Radiogeräte verkauft. Daher soll die Verbreitung der Endgeräte durch eine gesetzlich verpflichtende Ausstattung neuer Radiogeräte mit der DAB+-Technologie befördert werden. Dies lehnt der VPRT kategorisch ab.

Der VPRT lobt umgekehrt, dass es ihm im Laufe des Novellierungsprozesses nach intensiver Lobbyarbeit gelungen sei, auf eine Streichung zunächst des UKW-Abschaltdatums 2015 und dann des flächendeckenden Widerrufs der Frequenzzuteilungen Ende 2015 mit Verlängerungsmöglichkeit hinzuwirken. Für befristete Zuteilungen wurde nun eine Verlängerungspflicht der Zuteilung je nach Dauer der medienrechtlichen Zuweisung durch die Bundesnetzagentur (BNetzA) vorgesehen. Weitere Verlängerungen sind wie bisher möglich. Die Entwicklung der UKW-Verbreitung liege nun in den Händen der Länder.

Durch den Wegfall des allgemeinen Widerrufs der UKW-Frequenzzuteilungen seien zudem das Problem der erheblichen Kosten für Neuzuteilungen gelöst worden. Neu ist zudem, dass Radiounternehmen einen Sendernetzbetreiber frei auswählen können. Mit dieser Neuregelung für mehr Wettbewerb im Sendernetzbetrieb habe der Gesetzgeber eine vom VPRT erhobene Forderung umgesetzt. Mit Ausnahme des digitalen Bereichs, in dem es bei der bisherigen Aufgabenteilung bleiben und nicht der Programmveranstalter, sondern wie gehabt die BNetzA den Sendernetzbetreiber auswählen soll, hätten die Sender nun erstmalig die Chance, die Preisspirale bei den UKW-Tarifen zu durchbrechen. Erst im Frühjahr 2012 sahen sich die Radiosender wiederholt einer Preiserhöhung der Media Broadcast bei den UKW-Tarifen (zum 1. April 2012) ausgesetzt. Der VPRT hatte sich sowohl gegenüber der Media Broadcast als auch der BNetzA gegen die Erhöhung sowie für deren Aussetzung ausgesprochen, was jedoch folgenlos blieb. Ein angestoßenes nachträgliches Entgeltregulierungsverfahren (ex post) bei der BNetzA befürwortete der VPRT.

Quelle: Pressemeldung VPRT vom 29.11.2012

XPLR: MEDIA Radio-Report