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Senderportrait: baden.fm – Vielfalt für Südbaden

Freiburg im Breisgau ist die von der Sonne verwöhnte südlichste Großstadt Deutschlands mit über 208.000 Einwohnern. Hendrik Leuker hat den Lokalsender der Stadt und der Region Südbaden besucht, der im Multimediahaus im Gewerbegebiet auf der Haid untergebracht ist, und hat mit dem Programmdirektor gesprochen.

Funkhaus Freiburg (Bild: baden.fm)
Funkhaus Freiburg (Bild: baden.fm)

Radio von der Pike auf

Seit dem 01.01.2008 nennt sich der Lokalsender für Südbaden baden.fm, der Name des Programmchefs lautet seit Anfang 2012 Reyk Heyer (34). Der gebürtige Brandenburger war schon als Schüler radioaktiv, nachdem er sich 1994 um einen Praktikantenjob bei ENERGY Sachsen in Leipzig bewarb. Allerdings ohne sein Wissen – die Bewerbung hatte ein Freund, der um seine Radioleidenschaft wusste, abgesandt. Der damalige Programmchef Markus Kaekenmeister erkannte sein Talent und setzte ihn als Nachtmoderator ein.

baden.fm-Chef Reyk Heyer
baden.fm-Chef Reyk Heyer

Heyer machte parallel dazu Abitur und absolvierte später ein Volontariat bei BB Radio in Potsdam. Das anschließende Marketingstudium brach er ab, nachdem sein Fortkommen im Radiobereich abzusehen war: nach Energy Sachsen waren seine weiteren Stationen die Ostseewelle Rostock (1997-1998), TV.BERLIN und HUNDERT,6, dort als Assistent von Geschäftsführer Georg Gafron tätig (1998-2001), das RBB-Studio Perleberg (2001-2002), Wortchef und Teamleiter der Morgenshow bei BB Radio (2002-2005) sowie Programmdirektor bei JAM FM (2005-2008), wo er das nationale und regionale Programm komplett umbaute und neu positionierte.

Danach nahm er sich eine kreative Pause und widmete sich unter anderem seiner Trakehnerpferdezucht und übernahm für einige Berliner Programmanbieter die Koordinierung der vermehrten Frequenzausschreibungen der letzten Jahre in der Hauptstadt.

Heyer fasst seine professionelle Einstellung im Interview so zusammen: „Ich bin eher journalistisch geprägt, wobei die strategische Ausrichtung des Programms aber niemals zu vernachlässigen ist. Eine authentische und charmante Positionierung, ohne großen Schnickschnack, liegt mir dabei sehr am Herzen. Ohne Programmmarketing geht es heute einfach nicht mehr.“ – Klingt wie ein Leitmotiv für die anstehende Aufgabe als Programmdirektor von baden.fm.

Die ersten Logos der Vorgänger-Programme von baden.fm
Die ersten Logos der Vorgänger-Programme von baden.fm

Morgens hellwach mit dem Musikmix aus vier Jahrzehnten

Am 08.April 1989 begann in Freiburg im Breisgau ein neuer Abschnitt des Lokalfunkzeitalters: Aus dem Stadtradio Freiburg, einem Projekt von vier südbadischen Zeitungsverlegern mit dem öffentlich- rechtlichen SWF , on Air seit dem 01. Oktober 1984, ging FR 1 hervor und auf der Frequenz 94,7 MHz (0,5 kW) auf Sendung. Mit der Zeit kam die jetzige Hauptfrequenz 106,0 MHz (8,4 kW) vom exponiert stehenden Blauen im Hochschwarzwald (1165 m hoch) dazu. 2003 wurde daher aus FR 1 Antenne Südbaden – nicht zuletzt auch aus Marketinggründen für den Verkauf von Werbezeiten in ganz Südbaden. Schließlich erfolgte ein Relaunch auf ein oldiebased AC-Format durch den jetzigen Geschäftsführer Christian Noll, so dass man seit dem 01.01.2008 anstelle von Antenne Südbaden mit den Programmnamen baden. fm um die Hörergunst in Südbaden wirbt.

Ein Printmedium, also etwa die Lokalzeitung, steckt nicht hinter baden.fm. Der Sender gehört der Neuen Welle Rundfunkveranstaltungsgesellschaft GmbH + Co. KG Nürnberg. „Unser Alleingesellschafter lässt uns im Programm freie Hand.“, betont Heyer. Zu den Eckpfeilern eines Lokalsenders gehört eine gutgehende Morgenshow und ein Musikteppich, auf dem man gleichsam wie auf Wellen surfen kann.

Plakat von Baden FM (Bild: Hendrik Leuker)
Plakat von Baden FM (Bild: Hendrik Leuker)

„Unser Programm hat eine hohe Akzeptanz.“, findet Programmchef Heyer. Der musikalische Claim von baden.fm lautet: Der beste Musikmix aus vier Jahrzehnten. Damit wird ein oldiebased AC- Format charakterisiert, das aus Musiktiteln der 70er, den ergiebigen 80ern („unser Lieblingsjahrzehnt“), den 90ern und von 2000 bis heute besteht. „Wir spielen aber nicht jeden aktuellen Hit aus den Charts, dieser muss in unser Format passen, das eher im Bereich Pop/Rock angesiedelt ist.“, bemerkt Heyer.

Gearbeitet wird wie häufig anzutreffen mit Musiktests. Gespielt wird das, was gefällt. Im Fall von baden.fm sind das Titel von Marlon Roudette („New Age“), Queen und die Soloeinlagen des verstorbenen Bandleaders Freddie Mercury, Nena, Tina Turner, Bonnie Tyler sowie von Herbert Grönemeyer. Die deutschsprachige Rock/Pop- Musik kommt auf einen 30 %- Anteil im Programm.

Der Subclaim unterstreicht die musikalische Abwechslung – man will die meiste Vielfalt in Südbaden spielen. „Die Leute in Südbaden wollen das breite Spektrum der Musik hören, das zeigen unsere Researches und auch meine persönlichen Erlebnisse in den südbadischen Clubs. Die musikalische Gefälligkeit ist hier eine komplett andere als zum Beispiel in Hamburg oder Berlin. Das wollen und müssen wir auch mit unserem Subclaim nach außen transportieren.“, verdeutlicht Heyer. Hierin unterscheiden sich Hörer in der Fläche von denen in den Ballungszentren, die häufig ein engeres Programmspektrum bevorzugen.

baden.fm-Morgenshow: Oli Bolz Rainer Gauglitz und Julica Goldschmidt (Bild: baden.fm)
baden.fm-Morgenshow: Oli Bolz Rainer Gauglitz und Julica Goldschmidt (Bild: baden.fm)

baden.fm-Morgenshow

Die meistgehörte Sendung, die „baden.fm -Morgenshow“ läuft werktäglich von 6 bis 10 Uhr: das Moderatorenduo Julica Goldschmidt und Oli Bolz sowie Nachrichtenanchorman Rainer Gauglitz bilden ein eingespieltes Team, das neuerdings auf den Hund gekommen ist: Studiohund Horst überbringt um ca. 7.50 Uhr den Moderatoren im Takt sabbernd die „frohe Botschaft des Tages“. Gegen 7.15 Uhr werden häufig Aussagen von Passanten von Straßenumfragen zu aktuellen Themen eingespielt.

Zu unfreiwilligen Opfern des Comedians Jürgen Kerbel werden dessen Gesprächspartner am Telefon in Ungefragt nachgefragt (ca. 7. 40 Uhr). Diese merken oft gar nicht, dass sie im Radio sind und an einem Quiz teilnehmen. Für jede richtige Antwort auf scheinbar beiläufig gestellte Fragen bekommt das Telefonopfer 50 Euro, im Idealfall 250 Euro. „Es handelt sich hierbei um das geheimste Radioquiz Deutschlands“, merkt Heyer schmunzelnd an. Montags und freitags geht an diesem Sendeplatz das „Verrückte Telefon“ mit Jürgen Kerbel auf Sendung, dass mehr spitze Bemerkungen, dafür aber kein Quizelement enthält. Für diese Idee, die sich im ganzen Bundesgebiet ausbreitete, standen niederländische Privatsender Pate.

Ihr großes Herz zeigten die baden.fm-Morgenshowhörer z.B. als sie mithalfen, am 02. März 2012 einen Trödelmarkt zu bestücken, mit dessen Erlös ein Transportfahrzeug für den an einer Muskelkrankheit leidenden Justin (5) angeschafft werden konnte.

Weitere beliebte Sendungen im Programm von baden.fm sind die werktägliche Drive-Time-Sendung „Feierabend mit Jan“ (15-20 Uhr) mit Moderator Jan Haselhofer und die sonntägliche „80er Show mit Markus“ (13-17 Uhr) moderiert von Markus Schäfer sowie „Claudia bei der Arbeit“ mit dem beliebten täglichen Spezial um 12 Uhr – den baden.fm 80er Lunch.

Blick ins Studio von baden.fm (Bild: Hendrik Leuker)
Blick ins Studio von baden.fm (Bild: Hendrik Leuker)

Total lokal – Informationen aus Südbaden

„Lokale Information steht bei uns an erster Stelle noch vor Unterhaltung und Comedy. Rund um die Uhr werden stündlich Weltnachrichten gebracht; jeweils zur halben Stunde Lokalnachrichten (00:30 bis 23.30 Uhr). Die stündlichen Nachrichten kommen von 6 bis 20 Uhr aus dem Funkhaus Freiburg; von 21 bis 5 Uhr übernimmt der BLR- Nachrichtendienst aus München.“, verdeutlicht Heyer die Priorität der Information im Programm von baden.fm.

„Alles, was in Südbaden passiert, was die Menschen hier in der Region interessiert, findet bei uns auf der Antenne statt. Die Information im Programm wird tendenziell noch ausgebaut werden.“, so Heyer. Ein Hubschrauberabsturz in Lahr oder ein Verkehrsunfall nach einem illegalen Autorennen in Freiburg – in Form eines Kurzbeitrags, eines Reporters vor Ort oder einer Nachrichtenmeldung – findet sich im laufenden Programm genauso wieder wie Sondersendungen zur Kommunalwahl oder zur in Südbaden feierlich begangenen „fünften Jahreszeit“ , der Fasnet (Fastnacht).

Außerdem berichtet baden.fm in der samstäglichen „baden.fm Bundesligashow“ (15-18 Uhr) offiziell von den Spielen des Fußball-Bundesligisten SC Freiburg. Aus den Stadien meldet sich live vor Ort Fußballreporter Frank Rischmüller, ein weithin anerkannter SC-Experte. Auch werden in Kurzbeiträgen die Partien des EHC Freiburg (Eishockey-Regionalliga Südwest) thematisiert. Abgerundet wird dieses – kompetent wie obligatorisch – durch einen bestmöglichen Service bei lokalem Wetter, lokalem Verkehr und Blitzern und den günstigsten Tankstellen im Sendegebiet.

Funkhaus Freiburg 400

Multimedial und verständlich

baden. fm sendet wie bereits erwähnt aus dem Freiburger Multimediahaus. Dort sind auch TV Südbaden sowie eine eigene Produktionsfirma für Firmenvideos und Onlinebeiträge untergebracht. „Multimediale Arbeit bringt Synergien und spart Kosten. So z.B. wenn ein Fernsehredakteur gleichzeitig einen Tonbeitrag für die Nachrichten im Radio herstellt. Bei der bimedialen Arbeit sind wir im Multimediahaus in Freiburg Vorreiter; das ist einmalig in Baden-Württemberg.“, fügt Heyer nicht ohne Stolz hinzu.

Die Verwurzelung in der badischen Region ist für die Moderatoren nicht Pflicht: „Viele Kollegen kommen von außerhalb. Ich bin selbst nicht aus Südbaden. Die Identifikation mit der Region muss aber vorhanden sein. Ein lokaler Akzent ist im Lokalfunk durchaus ein Pluspunkt.“, betont Heyer. Vor allem in der Morgenshow ist Baden stark vertreten: Moderatorin Julica Goldschmidt, Newsanchorman Rainer Gauglitz und Teresa Quast (Best of Morgenshow) kommen aus Südbaden.

Sendegebiet von baden.fm

Das UKW-Sendegebiet von baden.fm reicht von Colmar im Elsass über Baden-Baden bis nach Zürich. Vielerorts im Hochschwarzwald, im Elsass, im Breisgau, im Markgräfler Land und in der Ortenau kann man den Lokalsender für Freiburg und Südbaden problemlos empfangen.

baden.fm kommt inzwischen auf eine Tagesreichweite von 151 000 Hörern (Mediaanalyse 2012/II), was einer Steigerung von 14 % gegenüber der letzten Erhebung von vor einem halben Jahr entspricht. Angesprochen wird von baden.fm eine weit gefasste Altersgruppe von Teenagerjahrgängen bis hin zu den Mittsechzigern.

Gibt es trotz des guten Laufs Programminnovationen in der nächsten Zeit? „An unserer Musikkompetenz arbeiten wir verstärkt, da haben wir noch Schwächen, was auch mit der Geschichte des Senders und den steten Formatänderungen in der Vergangenheit zu tun hat. Das braucht einfach Zeit. Fakt ist aber, unsere Nachrichten werden in naher Zukunft ausgeweitet; Nachrichtenkompetenz durch verständliche Texte, das ist ein kurzfristiges Ziel. Wir wollen keine steife Agentursprache mehr im Programm. Auch werden wir künftig deutlich häufiger vor Ort sein, einmal wöchentlich draußen bei den Hörern zu sein, das wünsche ich mir“, gewährt Heyer eine kleine Vorausschau auf das kommende Programm.

In Tuchfühlung mit dem breit gestreuten Hörerpublikum begibt sich baden.fm durch die Veranstaltung „baden.fm Powerparty on tour“, die etwa vierteljährlich quer durch das Sendegebiet stattfindet. „Rund 2000 Südbadener nehmen daran regelmäßig teil.“, so Heyer. Der Sender veranstaltet selbst Konzerte wie von Nena oder Dick Brave and the Backbeats mit Bandleader Sasha, Konzertreihen wie „Sounds of Cinema“ oder „Rocksymphony Special“ (in Zusammenarbeit mit dem OORSO Symphonieorchester) und schickt seine Hörer ins nahe (z.B. Galtür/Tirol) oder ferne Ausland (z.B. nach Mallorca oder Belgrad) mit den baden. fm Hörerreisen.

In der Medienpolitik Baden-Württembergs stehen Lokalsender wie baden. fm, die eine bestimmte Region abdecken, neben Bereichssendern, in diesem Falle Radio Regenbogen (Mannheim). „In erster Linie ist dieses eine rechtliche Unterscheidung für die Zulässigkeit von Vermarktungsstrategien“, erklärt Heyer. „Für den Hörer vollzieht sich diese Unterscheidung im Programm nicht immer eindeutig; so hat auch Radio Regenbogen ein Studio in Freiburg und informiert in Regionalnachrichten gleichfalls über Südbaden. Der Hörer unterscheidet nicht mehr, ist das ein Lokalsender oder ein landesweiter. Er will ein qualitativ hochwertiges Produkt.“

„Wir senden erheblich mehr lokale Nachrichten als etwa unser privater Mitanbieter im Markt. Unser Hauptkonkurrent ist von der angesprochenen Altersgruppe her aber SWR 1 BW aus Stuttgart.“, meint Heyer. „SWR 1 BW ist dabei nicht immer als öffentlich-rechtlicher Sender zu erkennen. Wir werden oft auch mit dem SWR verwechselt.“, schildert Heyer die Konkurrenzsituation.

Mein persönliches Fazit

Hendrik Leuker (Bild: RADIOSZENE)
Hendrik Leuker (Bild: RADIOSZENE)

baden.fm hat einen Musikteppich aus vier Jahrzehnten gewebt, wobei die 80er der musikalische Schwerpunkt des Senders sind. Drüber gestülpt wurde gleichsam ein Wohlfühlorgramm, gefertigt aus immer wiederkehrenden Rubriken in der Morgenshow. Nach ein paar Tagen hat der geneigte Hörer den Bogen raus: der Sender, den ich gerade schlaftrunken im Radiowecker oder bewusst im Autoradio eingeschaltet habe kann eigentlich nur baden.fm sein. Das ist ein klassisches Ziel des Mediums Radio: einen Wiedererkennungswert auch ohne Jingles zu generieren.

Da hinter baden.fm kein – oft eifersüchtiges – Printmedium steckt, sollte man in Zukunft noch stärker auf lokale Themen setzen, etwa in der Drive-Time-Sendung über lokale Ereignisse berichten, bevor es am nächsten Morgen in der Lokalzeitung steht. Zu beobachten ist jedenfalls eine Trendumkehr zu mehr Journalismus auch im Lokalfunk Baden-Württembergs.

Hendrik Leuker ist Redakteur des RADIO KURIER.

Kontakt & Frequenzen

baden.fm
Funkhaus Freiburg
Munzingerstr. 1
Multimediahaus
79111 Freiburg

Tel: 0761 / 45 666-0
Fax: 0761 / 45 666-60

Internet: www.baden.fm (auch Webradio)
E-Mail: verwaltung@funkhaus-freiburg.de

UKW- Frequenzen:

  • Blauen 106,0 MHz 8,40 kW
  • Freiburg 94,7 MHz 0,50 kW
  • Freiburg-Littenweiler 107,7 MHz 0,50 kW
  • Titisee-Neustadt 106,6 MHz 0,25 kW

Empfangsberichte werden gegen Rückporto mit QSL-Brief bestätigt.

 

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