Medienkonvergenz-Studie der Uni Leipzig: Ersetzt YouTube das Radio?

Medienkovergenz Monitoring smallEine 2010 durchgeführte Studie der Universität Leipzig verleitet jetzt zu einer Schlagzeile: Vom TV-Nachrichtensender bis zum Österreichischen Massenblatt heisst’s „YouTube ersetzt das Radio“.

Der Titel der von der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) geförderten Studie „Medienkonvergenz Monitoring – Klangraum Internet“ verweist jedoch bereits auf die ausschließliche Informationsquelle – Internetnutzer – und das Hauptaugenmerk – Konvergenz im medialen Bereich. Schwerpunkt der Studie ist der Musikgenuss. Musik findet dabei als durchaus analog vorhandenes Alltagsereignis in der Studie Erwähnung, nicht aber als über UKW ausgestrahltes Phänomen. Zwar wird das Online-Angebot der Radioprogramme unter die Lupe genommen, nicht jedoch deren terristrische Verbreitung. Dies verschweigt die Schlagzeile.

Für den quantitativen Teil der Studie wurden jugendliche Nutzer folgender Onlineportale per Online-Fragebogen befragt: evangelisch.de, jugendnetz.de, netzcheckers.de, internauten.de, kidnetting.de, jmmv.de, fluter.de, jugendserver-saar.de, spookyweb.de, jungepresseonline.de, jappy.de, jugendinfo.de, handysektor.de, jugendserver-niedersachsen.de, kindersache.de, jissa.de, majo.de – und immerhin schuelervz.net.

Ob die Fragestellung eine qualifizierte Antwort begünstigte, bleibt offen. Das bereits im Mai 2012 veröffentlichte Ergebnis zeigt jedenfalls: Von 3806 Befragten nutzen in der Tat 93 Prozent der 12- bis 19-Jährigen YouTube mehr zum Hören als zum Sehen. Herkömmlicher Radioempfang ist gemäß der vom Medienwissenschaftler Bernd Schorb herausgegebenen Studie nur noch bei rund 18% der Heranwachsenden gefragt. 27 Prozent besuchen die Internetangebote ihrer Lieblings-Radiostationen, 36% Adoleszierende verlassen sich auf genrespezifische Webradios ihres Vertrauens.
Schorb schließt daraus: „Jugendliche schauen fern, sie hören Radio und sie hören noch mehr Musik – aber sie machen das alles online“. Und dazu bedürfe es nicht viel: „Den Computer im Kinderzimmer und den Computer in der Hosentasche – das Smartphone.“

Intensivinterviews mit 40 sächsischen Jugendlichen – viele davon Gymnasiasten – bilden den qualitativen Abschnitt der Untersuchung. Jugendliche Auszubildende, die während der Arbeitszeit durch Radiogeräte beschallt werden, sucht man dank des Schwerpunkts „Konvergenz“ vergebens. Stattdessen finden sich Zitate wie „Und dann hat sich das so entwickelt, dass ich von Last.fm auf YouTube umgestiegen bin, weil man sich da aussuchen kann, was man hört.“

Links
Medienkonvergenz Monitoring
Studie: Klangraum Internet – Auf neuen Wegen Musik entdecken zum Download
Uni Leipzig-Post bei radioforen.de
Sächsische Landesmedienanstalt

Gulli.com Das Radio ist out, YouTube ist in
Computerwoche: YouTube ersetzt der Jugend das Radio
Kurier: YouTube ersetzt Radio bei Jugendlichen
Die Welt: YouTube ersetzt das Radio
Weitere 126 Artikel