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Deutschlandfunk gibt KW-Sender auf

Deutschlandradio Sendeanlagen Berlin Britz
Deutschlandradio Sendeanlagen Berlin Britz

Der Kurzwellensender des Deutschlandfunk bleibt „off the air“. Nachdem die Hörerinnen und Hörer, die das Informationsprogramm aus Köln auf 6190 kHz in den vergangenen Monaten vermissten, mit einer Standard-Email des Hörerservice um Geduld gebeten wurden, kam heute die Bestätigung aus dem ehemaligen RIAS-Funkhaus des Deutschlandradio, dass die Frequenz nicht wieder eingeschaltet wird.

Ende April verschwand der 1951 in Betrieb gegangene Transmitter im 49-Meterband, dessen Faltdipolantenne sich am DRadio-Senderstandort Berlin-Britz (Foto) befindet. Nach Angaben eines Sprechers des nationalen Hörfunks sei eine Vorstufe des Senders ausgfallen und die gesamte Anlage dringend sanierungsbedürftig. Dieser Vorgang wäre mit enormen Kosten verbunden, die das gebührenfinanzierte Deutschlandradio nicht aufbringen könne.

Mit hoher Priorität verbunden sei dagegen die Verbesserung der Inlandsversorgung im neuen Digitalradio-Standard DAB+. Erst in den vergangenen Wochen wurden dafür neue Senderstandorte in Betrieb genommen (Braunschweig, Bielefeld, Osnabrück). Das Wortprogramm des Deutschlandradio ist darüberhinaus über UKW, Satellit, im Kabel und im Internet zu empfangen. Bis der Ausbau des Digitalradios abgeschlossen ist, bleiben zudem mehrere Lang- und Mittelwellenfrequenzen.

Der historische RIAS-Kurzwellensender von 1951 in Britz.
Der historische RIAS-Kurzwellensender von 1951 in Britz.

Für Radioenthusiasten sei die Abschaltung sicherlich keine gute Nachricht, so der Sprecher weiter, dennoch sollte man aber im Hinterkopf behalten, dass die Auslandsversorgung nicht zum „Kerngeschäft des Deutschlandradios“ gehöre. Diese ist Aufgabe der Deutschen Welle, die jedoch ihr deutschsprachiges Programm im Herbst 2011 komplett ins Internet verlagerte. Den gesetzlichen Auftrag der Inlandsversorgung bemühe man sich immer besser zu erfüllen, eben auch durch neue Projekte wie DAB+, heißt es aus Berlin vom Deutschlandradio.

Bereits vor einigen Jahren verabschiedete sich die andere Kurzwellenfrequenz des Deutschlandradios in Berlin-Britz, 6005 kHz, durch einen Brand. Sie wurde von Radio 700 aus Euskirchen übernommen, das seitdem aus Kall-Krekel sein Programm im einst so vollen, nun fast senderleeren 49-Meterband ausstrahlen darf. Darüberhinaus senden aus Deutschland weiterhin Hobbyprojekte (MV Baltic Radio, Radio 6150 aus Bayern) und die Programme von internationalen Sendeanstalten aus den Media Broadcast-Sendezentren Nauen und Wertachtal. Vorbereitet werden, neben anderen geplanten AM-Projekten, gegenwärtig Sendungen vom religiösen Radio HCJB aus Weenermoor in Ostfriesland. Außerdem sind experimentelle DRM-Sendungen mit schwacher Leistung aus Erlangen im Stadtgebiet zu hören. Alle anderen Rundfunk-Kurzwellensender aus Deutschland, Jülich, Mühlacker, Ismaning, Bremen zum Beispiel, schweigen und werden – wie das „Schätzchen aus Britz“, wie der Sender unter Radiofreunden gerne genannt wurde, wohl nie wieder auf Sendung gehen.

Weiterführende Informationen:

Zur Geschichte der Frequenz 6190 kHz

 

 

XPLR: MEDIA Radio-Report