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Ulrich Bunsmann verlässt alster radio 106!8 – Uwe Schneider wird Nachfolger

Ulrich Bunsmann Uwe Schneider big

Ulrich Bunsmann (59) verlässt nach mehr als 20 Jahren alster radio 106!8, Hamburg. Er steht dem alster radio 106!8 Alleingesellschafter NWZ Funk und Fernsehen in der Zukunft beratend zur Seite.

Uwe Schneider (47) wird neuer Geschäftsführer und bildet zusammen mit dem Verkaufs- und Marketingleiter von alster radio 106!8 Jörg Reitmann (55) die neue Geschäftsleitung von alster radio 106!8. Uwe Schneider begann seine Radiokarriere bei RIAS Berlin und war zuletzt Programmdirektor bei RTL/SLP in Sachsen. Er gilt als Erfinder des ersten Deutschen Kinderradios, Radio TEDDY, dem er heute noch als Mitgesellschafter verbunden ist. In Teenagerzeiten war er der Gründer und Gitarrist der einst jüngsten Deutschen Rockband „The Teens“. Jörg Reitmann fand nach langjährigen Stationen u.a. bei der Hapag Lloyd AG und der Hamburg Messe GmbH zu alster radio 106!8.

Jörg Reitmann und Uwe Schneider (Bild: alster radio)
Jörg Reitmann und Uwe Schneider (Bild: alster radio)

Christopher Franzen, Geschäftsführer und Gesellschaftervertreter: „Mit Ulrich Bunsmann verlässt uns einer der Radiopioniere Deutschlands. Er steht für die Übernahme der Geschäftsführung von alster radio 106!8 in schwierigen Zeiten, den Übergang vom Schlagersender zum heutigen Sendeformat und aktuell den erfolgreichen Aufbau des ambitionierten Hamburger Musiksenders 917xfm unter dem Dach von alster radio 106!8. Es ist ungewöhnlich, dass ein Radiomacher auch nach dem Verkauf seiner Senderanteile an Bord bleibt und das Unternehmen erfolgreich fortentwickelt. Herr Bunsmann hat dies in großer Verbundenheit zum Sender getan und wir verdanken ihm sehr viel.

Uwe Schneider, ebenso ein Privatradiopionier, steht für Innovationen in der Radiolandschaft. Viele Spiel- und Sendeformate gehen auf seine Konzeptionen zurück. Sendernetworks, sowie strategische Formatentwicklungen abseits gewohnter Pfade sind sein Credo. Sein großer Erfolg als Wettbewerber unserer Beteiligung ENERGY Sachsen hat uns auf ihn aufmerksam gemacht. Wir freuen uns, ihn nach Hamburg geholt zu haben und mit ihm alster radio 106!8 zu neuen Ufern weiterzuentwickeln“.

Ulrich Bunsmann hat heute um 12:58 Uhr höchstpersönlich seinen Abschied von alster radio 106!8 rock’n pop auf radioforen.de erklärt

Ulrich Bunsmann
Ulrich Bunsmann

Heute mittag um 11.30 Uhr habe ich mit der nachfolgend dokumentierten kurzen Rede auf einer Mitarbeiterversammlung meine Tätigkeit als Geschäftsführer und Programmdirektor von alster radio 106!8 rock’n pop auf Wunsch des Eigentümers beendet. Ein Lebensabschnitt geht zuende, ich bin gespannt, was der nächste für mich bereithält.

„Liebe Kolleginnen und Kollegen,

mit dieser Mitarbeiterversammlung fällt quasi der Startschuss für ein Jahr 2012, das unseren Sender mal wieder vor grosse Herausforderungen stellt. Dieser Startschuss gilt ganz besonders für die Position, die ich bisher bekleidet habe. Auf Wunsch unseres Gesellschafters werde ich mit dem heutigen Tag Platz für einen Nachfolger machen und aus der Funktion des Geschäftsführers und Programmdirektors ausscheiden.

Wer mich ein bisschen kennt, weiss, dass ich kein Freund unnötig langer Reden und Vorträge bin. Aber nach fast 23 Jahren, die ich für diesen Sender an führender Stelle gearbeitet habe, möchte ich mir zum Abschluss meiner Tätigkeit heute doch einige kurze Bemerkungen erlauben.

Lassen Sie mich mit einer Frage beginnen, die man in etwas abgewandelter Form oft in Wahlkämpfen hört: Steht unser Sender heute besser da als am 21. März 1989, als ich meine Tätigkeit aufnahm? Diese Frage lässt sich uneingeschränkt positiv beantworten. Damals war der Sendebetrieb eingestellt, die Lizenz in Gefahr, es gab so gut wie keine Mitarbeiter und keine sinnvolle strategische oder ökonomische Perspektive, zudem war das Bild des Senders in der Öffentlichkeit desaströs.

Heute haben wir eine stabile Lizenzsituation bis ins Jahr 2022, wir sind für viele in dieser Stadt ein gefragter Partner, erzielen seit etlichen Jahren stabile betriebswirtschaftliche Überschüsse, und die Vorstellung, der Sendebetrieb könnte eingestellt werden, erscheint wie ein böses Märchen aus ferner Zeit.

Aber das war – diejenigen, die schon länger in unserem Sender arbeiten, werden sich noch gut erinnern – beileibe nicht immer so: immer wieder in den vergangenen 23 Jahren musste dieser Sender tiefe Krisen durchleben und sich dann immer wieder neu erfinden. Dafür mag es in der jeweiligen Situationauch jeweils situationsspezifische Gründe gegeben haben, die Hauptursache aber liegt in den besonderen Gegebenheiten des Hamburger Radiomarkts.

Der Hamburger Radiomarkt ist mit dem Oligopol aus den diversen NDR-Programmen einerseits und der Radio Hamburg/Oldie 95-Combo andererseits extrem vermachtet und betoniert, ein Unternehmen wie alster radio muss hier – um zu überleben – flexibel seinen Platz im Umfeld der „Big Elephants“ immer wieder neu bestimmen. Das geht nicht ohne Risiko und tut manchmal heftig weh, wenn man nicht genügend aufgepasst hat und den Grossen ins Gehege gerät.

Ein bisschen ist uns das auch im vergangenen Jahr passiert. Hier von einer Krise zu sprechen, schiene mir aber deutlich zu hoch gegriffen. Wir werden im Jahr 2012 eine kleine wirtschaftliche Delle erleben – das zugrunde liegende Reichweitenergebnis 2011 und der voraussichtliche Gewinn 2012 wären in unserem letzten grossen Krisenjahr 2005 mit 31.000 Hörern in der Durchschnittsstunde und einem siebenstelligen Verlust als paradiesischer Zustand empfunden worden.

In den letzten Monaten haben wir eine Menge unternommen, um uns unter veränderten Marktgegebenheiten neu und wieder erfolgreicher zu positionieren. Und ich glaube, wir sind da auf einem sehr guten Weg. Die einzige Nutzungskategorie, die auf tatsächlichem Einschalten und Hören und nicht nur auf abgefragter Erinnerung beruht, ist die Livestream-Nutzung. Und die ist in dem Zeitraum seit August 2011, in dem wir unser alster radio 106!8 rock’n pop-Programm justiert und weiterentwickelt haben, kontinuierlich von 89.000 im August über 103.000 im November, 112.000 im Dezember auf voraussichtlich 120.000 Unique Visitors im Januar gestiegen. Und besonders seit der endgültigen und umfassenden Programmanpassung am 1. Dezember dürfen wir fast täglich neue Livestream-Nutzungsrekorde beobachten – gerade erst gestern haben wir wieder ein neues All-time-high erreicht.

Bis sich all dies in der MA wieder findet, kann es durchaus noch eine gewisse Zeit dauern, die MA ist bekanntermassen ein sehr schwerfälliges und kurzfristig extrem unzuverlässiges Instrument. Dennoch hätte ich diesen Prozess sehr gern noch bis zu seinem erfolgreichen Abschluss weiter gestaltet und begleitet. Aber das wird nun leider nicht der Fall sein.

Unser Gesellschafter hat sich – um eine Fussball-Analogie zu gebrauchen – gegen das Modell „Werder Bremen“ entschieden, das unter begrenzenden Rahmenbedingungen, wie wir sie ja auch kennen, auf Langfristigkeit und Kontinuität setzt. Stattdessen gibt es einen Trainer-Wechsel mit allen damit immer verbundenen erheblichen Risiken. Ich wünsche dem Unternehmen alster radio, das so lange ein wichtiger Teil meines Lebens war, und Ihnen als denjenigen, für die ja auch persönlich sehr viel davon abhängt, dass dies trotzdem eine richtige Entscheidung war. Meine Zweifel daran werden Sie nicht überraschen, mehr möchte ich hier und heute dazu aber nicht sagen.

In den vielen Jahren bei alster radio habe ich mich immer bemüht, ein verlässlicher und fairer Chef zu sein. Das hat mich nicht davor bewahrt, immer wieder auch harte Entscheidungen treffen zu müssen. Da darf und will ich nicht klagen, wenn jetzt ich selbst Gegenstand einer harten Entscheidung geworden bin.

Ich werde unserem Gesellschafter voraussichtlich bis zu meinem 25jährigen Hamburger Dienstjubiläum am 21. März 2014 in einem Beratungsverhältnis verbunden bleiben. Vielleicht erhält sich ja in diesem Zusammenhang auch der Kontakt zu dem einen oder anderen von Ihnen. Ich würde mich jedenfalls darüber freuen.

Abschliessend möchte ich mich bei Ihnen stellvertretend auch für viele, mit denen ich in den letzten 23 Jahren zusammenarbeiten durfte, bedanken: ohne Ihre Leistung, Ihr Engagement, Ihre Loyalität hätte ich mir noch so viel Mühe geben können, und wäre doch nicht über den beschriebenen Anfang mit stillgelegtem Sendebetrieb, gefährdeter Lizenz, zerstörtem Image usw. hinausgekommen.

So, das war’s: Auf Wiedersehen, machen Sie’s gut, vielen Dank!“

Links
alster radio 106!8
Ulrich Bunsmann scheidet als Geschäftsführer und Programmdirektor von alster radio 106!8 rock’n pop

 

 

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