„Endlich gutes Radio machen“ – Jan Herold über seine Pläne bei 95.5 Charivari München.

Jan Heroldshow 555Alles neu macht der Herold: Es kam für viele überraschend, als im Oktober 2011 bekannt wurde, dass „Toast Show“-Moderator Jan Herold samt seiner Sidekick-Moderatorin Jenna Depner von Energy München 93.3 zum lokalen Konkurrenten 95.5 Charivari wechselt. Seit Dezember ist Herold als Programmchef im vierten Stock des Pressehauses an der Münchner Paul-Heyse-Straße aktiv, ab Montag, den 9. Januar tritt er in seiner zweiten Rolle auch on Air als Morgen-Moderator der „HEROLD SHOW“ in Erscheinung. Im Interview mit RADIOSZENE verrät er seine Pläne.

Nach vier Jahren „Toast Show“ bei Energy war das Ziel Marktführerschaft erreicht, berichtet Herold, also „musste einfach ein neues Ziel her“. Zwar gab es auch Gespräche mit anderen Sendern, doch das Angebot von 95.5 Charivari „war das beste Paket“. An seiner neuen Doppelrolle als Morgenmoderator und Programmchef in Personalunion schätzt Herold besonders, dass er „am ehestens Sachen umsetzen kann und nicht in der Bürokratie absäuft“. Die Zusammenarbeit mit Geschäftsführer Thomas Hagenauer sei dabei „hervorragend“.

„DIE HEROLD SHOW“ am Morgen

Im Programm will Herold künftig „sehr auf München setzen, sehr auf Emotionen und auf Personality“. In der Höreransprache werde die „HEROLD SHOW“ zwar ähnlich klingen, wie Jan Herold und Jenna Depner bei Energy, jedoch werde die Sendung „ein Stückchen erwachsener, aber deswegen nicht langweiliger“ sein: „Es gibt noch mehr gute Laune“, verspricht Herold, betont aber: „Kein künstliches Dauergrinsen, wie bei anderen Sendern.“ Auf Autoren und vorgeschriebene Texte verzichte die „HEROLD SHOW“, „das, was on Air passiert, ist tatsächlich das, was uns auch passiert“. Service am Morgen im Viertelstundentakt und Nachrichten alle 30 Minuten sollen die Informationskompetenz unterstreichen. Wenn Jan Herold und Jenna Depner einmal im Urlaub oder krank sind, gibt es ein „prominentes Backupteam“, mehr wolle er noch nicht verraten.

Plakatmotiv "Die Herold Show" (Bild: 95.5 Charivari / Manuel Jacob)
Plakatmotiv "Die Herold Show" (Bild: 95.5 Charivari / Manuel Jacob)

Pürzer & Brückner am Nachmittag

Den Nachmittag bestreitet künftig das bisherige Frühteam. Markus Pürzer und Susanne Brückner liefern den Hörern von 13.00 bis 17:00 Uhr in einer Art Infotainment-Magazin alles, „was relevant vom Tag ist“. Einer der Programmpunkte am Nachmittag sei der „Charivari Startalk“, der noch vor „Prominent“ und „exklusiv“ Promiklatsch und Starnews liefert. „Das wird eine von vielen Benchmarks sein“, so Herold. Im ganzen Programm will 95.5 Charivari künftig seine München-Kompetenz ausspielen: „Wir haben ein wunderbares Team mit wunderbaren Journalisten“, lobt Jan Herold. München-Reporter Oliver Luxemburger sei in der Stadt bestens vernetzt und „wenn in Dachau die Hütte brennt, dann sind wir vor Ort“. Andere Sender könnten das nicht leisten, „weil sie das Team und die Kompetenzen gar nicht haben“.

Social-Media soll im Programm stattfinden

Das bisherige und das neue Logo von 95.5 Charivari im Vergleich
Das bisherige und das neue Logo im Vergleich

Auch optisch hat sich 95.5 Charivari herausgeputzt: Das neue Logo des Senders hat den Münchner Olympiaturm im Bild und unterstreicht den Anspruch „100 Prozent München“ zu sein. Eine neue Website sei in Arbeit, die App für Smartphones werde überarbeitet. Ein eigener Social-Media-Beauftragter sorge dafür, dass Hörermeinungen und Reaktionen im Programm stattfinden, erklärt Jan Herold. Auf allen Kanälen, sei es per Telefon, E-Mail, Facebook, Twitter, per Fax oder Skype hätten die Hörer die Möglichkeit, „mit uns zu interagieren“. Ein Videoreporter liefert fürs Web Bewegtbild von Events und Ereignissen.

Lebendiger Musikredakteur und neue Stationvoice

Akustisch macht 95.5 Charivari künftig mit einer neuen Stationvoice und komplett relaunchter Verpackung von sich hören. Bei der Musikauswahl will der Sender „komplett auf die Befindlichkeiten und die Emotionalität von München eingehen“, erklärt Jan Herold. Statt „irgendwelche getrackten Titel zu nehmen, die in den Topf zu schmeißen und dann durchlaufen zu lassen“ gehe er mit einem „lebendigen Musikredakteur“ täglich die Playlisten durch, „wenn’s sein muss auch auf die Stunde genau“. Auch auf aktuelle Ereignisse oder Wetterlagen wolle man musikalisch eingehen. Den ganzen Tag über gibt es jeweils um Viertel vor einen „handverlesenen Live-Titel“. Mit dem Party-Hitmix von Enrico Ostendorf will 95.5 Charivari am Freitag bereits ab 17:00 Uhr das Wochenende einläuten.

Konkurrenz belebt das Geschäft

Mit der Neuausrichtung von 95.5 Charivari nutzt Jan Herold die Möglichkeit, „das umzusetzen, was mir schon immer unter den Nägel gebrannt hat“. Dabei seien die „Zahlen gar nicht so ausschlaggebend“, für dieses Jahr sei es ohnehin noch zu früh, mit übermäßigen Zuwächsen in der Funkanalyse Bayern zu rechnen. Langfristig wolle man schon „die Marktführerschaft“, doch „primär geht es darum, endlich gutes Radio zu machen“. Zwar herrschten in München „noch keine Berliner Verhältnisse“, dennoch sei es „wirklich sträflich, was die Hörer da zum Teil vorgesetzt bekommen. Das ist schon fast eine Frechheit. Dass da keiner mehr Radio hören will, ist absolut nachvollziehbar“, sagt Herold mit Blick auf den Münchner Radiomarkt. Seine Hoffnung ist, dass von 95.5. Charivari eine Sogwirkung ausgeht: „Ich glaube, wenn einer damit anfängt, dass man sich mal wieder Gedanken über das Programm macht, dass man wieder ein bisschen Leidenschaft ins Radio bringt, dann kommen die anderen hoffentlich hinterher.“

Diskussion zum neuen Programm bei radioforen.de