Frequenzskandal in Ungarn geht in die nächste Runde

Slager Radio, Danubius RadioVor zwei Jahren mussten zwei der beliebtesten Radiostationen Ungarns ihren Betrieb einstellen. Nach einem Dutzend Jahren erfolgreichen Betriebs auf UKW hatten sie im Oktober 2009 bei einer neuen Frequenzverteilung keine Lizenz mehr erhalten. Und so mussten Sláger Radio, ein Unternehmen von Emmis Communications International (Indianapolis) und Radio Danubius, dessen größter Anteilseigner Advent International (Boston) ist, die Plätze räumen für zwei neue Stationen: Class FM und Neo FM. Die Fans vermuteten schnell, dass Frequenzwächter die politischen Verbindungen der beiden Neulinge auf diese Art honorieren wollten. Der Vorsitzende der Regulierungsbehörde ORTT, László Majtényi, nahm aus Protest gegen die Entscheidung gar seinen Hut. Bei seinem Rücktritt beklagte er, dass die Regulierungsbehörde mit dieser Entscheidung ihre Unabhängigkeit aufs Spiel gesetzt habe. Bis heute hat sich diese Entwicklung allerdings in weiten Bereichen der ungarischen Medien fortgesetzt: Unabhängige Stimmen werden rar in dem Land, das einst mit einem blutigen Volksaufstand mehr Demokratie wagen wollte.

Doch wie radio.nl berichtet, geben Emmis Communications International und Advent International nicht auf. Nachdem zwei Berufungsverfahren vor Gericht erfolglos blieben, rufen beide nun nach Unterstützung durch das International Centre for Settlement of Investement Disputes (ICSID), da sie sich als ausländische Investoren benachteiligt fühlen. Diese Organisation steht unter Aufsicht der Weltbank und schlichtet Auseinandersetzungen zwischen staatlichen Stellen und ausländischen Investoren. ICSID soll für Schadensersatz sorgen, der Emmis Communications International und Advent International angemessen für den plötzlichen Wertverlust ihrer Radiostationen entschädigt.

Links
http://www.emmis.com
http://www.adventinternational.com
http://www.mediatanacs.hu
http://icsid.worldbank.org/ICSID/Index.jsp
http://www.radio.nl

XPLR: MEDIA Radio-Report