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Acht Wochen Digitalradio – Eine erste Bilanz

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Zwei weitere Sender für das nationale Paket: Projektbüroleiter Michael Reichert über die ersten Monate bundesweites DAB+

Am 1. August ist mit einigem Magengrummeln das bundesweite Digitalradio über DAB+ auf Sendung gegangen. Dass die Nation ob des neuen Radiostandards in Freudentaumel verfallen würde, hatte niemand erwartet. Dennoch sind die meisten Kritikerstimmen mittlerweile verstummt. An ihre Stelle sind erste vage Prognosen getreten, die von einer vielleicht rosigen Zukunft künden.

Seit Anfang September haben wir uns bemüht, vom Projektbüro Digitalradio zu erfahren, was es aus Sicht der DAB+-Strategen über die ersten Wochen des neuen Radio-Standards zu sagen gibt und wie er sich nach der Startphase weiterentwickeln soll. Die Antworten kamen am 19. Oktober von Michael Reichert. Als Gründe für die lange Bearbeitung wurden zuvor der DAB-Schwerpunkt auf der Funkausstellung und die massiven technischen Probleme im September genannt. Reichert ist der Leiter des Projektbüros Digitalradio mit Sitz in Baden-Baden, einer Gemeinschaftsinitiative von ARD, Deutschlandradio und den privaten Veranstaltern.

RADIOSZENE: Herr Reichert, nach zwanzig Jahren Kampf können wir im Herbst 2011 auf acht Wochen bundesweites Digitalradio über DAB+ zurückblicken. Erfolg oder Fehlstart – was sagt Ihre persönliche Bilanz zu den ersten Monaten DAB+ in Deutschland?

Michael Reichert (Projektbüro Digitalradio)
Michael Reichert (Projektbüro Digitalradio)

Reichert: Unsere Bilanz ist sehr gut. Wir sind mit der Entwicklung überaus zufrieden. Die neuen Programme werden angenommen, der Ausbau der Netze läuft auf Hochtouren. Der ARD-Hörfunk wird bis zum Jahresende seine Programme mit Zusatzdiensten ausgestattet on air bringen. Und last but not least: Die Geräte werden gekauft. Die Schätzungen des ZVEI haben unsere Erwartungen übertroffen und der Branchenverband geht davon aus, dass die Händler die Millionen-Marke an verkauften Geräten im Jahr 2012 knacken.

RADIOSZENE: Nach anfänglichem Zögern spielt mittlerweile auch der Ladenhandel besser mit. Trotzdem sind DAB-Radios gerade in den Ladenregalen noch immer eine Randerscheinung; viele Verkäufer argumentieren weiter DAB-skeptisch. Wie ist Ihre Sicht auf die DAB-Situation im Ladenhandel? Welche Bemühungen gibt es, mehr DAB-Geräte in die Elektromärkte und Fachgeschäfte zu bringen?

Reichert: Die Händler haben mit Start des neuen Digitalradios bis zur IFA 2011 im September ihr Sortiment kontinuierlich erweitert und dieser Trend setzt sich fort. Wir sprechen alle Händler systematisch an, das haben wir seit dem Frühsommer schon betrieben. Teams aus Fachleuten haben das Gespräch gesucht, Schulungen angeboten und das werden wir fortführen.
Wir müssen dabei aber auch immer die Verbreitungssituation berücksichtigen. Übrigens ist der Ladenhandel zwar wichtig, viele Elektrogeräte – auch Radios – werden aber inzwischen online verkauft. Auch hier achten wir sehr genau auf die richtigen Informationen. Eine Übersicht über die unterschiedlichen Digitalradio-Geräte gibt es übrigens auch auf unserer Internetseite digitalradio.de. Hier sind die verschiedenen Radiogeräte übersichtlich aufbereitet, geordnet nach den Einsatzorten „zu Hause“ und „unterwegs“.

RADIOSZENE: Ein Blick auf die nationale Programmtabelle: ERF Pop zum Beispiel ist noch nicht gestartet; andererseits hat Radyo Türk Interesse signalisiert. Welche Neuigkeiten gibt es vom bundesweiten Programmpaket zu vermelden? Welche Pläne gibt es für seine Zukunft?

Reichert: Die Privaten werden in diesem Jahr noch zwei weitere Programme aufschalten. Die Media Broadcast wird mit der Verbreitung von Datendiensten beginnen. Und schließlich werden bis zum Jahresende alle ARD-Programme mit Zusatzdiensten ebenfalls terrestrisch digital verbreitet. Dabei darf nicht vergessen werden, dass es bereits in vielen Gebieten auch lokale und regionale Digitalradio-Angebote gibt. Diese Angebote werden schrittweise zunehmen.

RADIOSZENE: Wie wird sich die Sache mit dem terrestrischen Digitalradio in Deutschland allgemein in fünf Jahren entwickelt haben? Was wünschen Sie sich für die Zukunft des bundesdeutschen Digitalradios über DAB+?

Reichert: Das terrestrische Digitalradio wird eine Hauptsäule der Radioverbreitung, weil nur über diesen Weg eine solche Fülle an Zusatzdiensten und neuen Programmen möglich ist. Das Entscheidende dabei ist, dass dieser Weg einfach, günstig und für alle verfügbar ist.

Projektbüro im Netz:
www.digitalradio.de

 

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