Karola Wille wird neue Intendantin des MDR

Rundfunkrat votiert mit 32 Stimmen für die Kandidatin – Vorsitzender Johannes Jenichen gratuliert künftiger Chefin der Dreiländeranstalt

Prof. Dr. Karola Wille wird die neue Intendantin des MITTELDEUTSCHEN RUNDFUNKS. Der Rundfunkrat des Senders hat die Juristin heute auf Vorschlag des Verwaltungsrates in das höchste Amt der Dreiländeranstalt für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gewählt. Prof. Wille erhielt in der geheimen Abstimmung 32 Ja-Stimmen, sieben der insgesamt 39 anwesenden Mitglieder des Aufsichtsgremiums stimmten mit Nein. Damit wurde die gemäß Paragraf 23 Absatz MDR- Staatsvertrag notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit deutlich übertroffen.

MDR-Intendantenwahl (Bild: MarcoProsch)
MDR-Intendantenwahl (Bild: MarcoProsch)

Prof. Dr. Karola Wille, seit dem Gründungsjahr 1991 beim MDR beschäftigt, seit 1996 Juristische Direktorin des Senders und seit 2003 als Vertreterin des Intendanten tätig, tritt ihr neues Amt zum 1. November 2011 an. Sie folgt auf Prof. Dr. Udo Reiter, der nach über 20 Jahren an der Spitze des Senders zum 31. Oktober 2011 aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand tritt.

Als Erster gratulierte Rundfunkratsvorsitzender Johannes Jenichen der neugewählten Intendantin des MITTELDEUTSCHEN RUNDFUNKS: „Ich bin sicher, wir haben mit der Wahl von Frau Prof. Dr. Wille eine gute Entscheidung getroffen und wünschen ihr viel Kraft und auch das nötige Quäntchen Glück für die Lösung der Aufgaben, die vor ihr und dem Sender stehen.“ Johannes Jenichen zeigte sich überzeugt, dass der MDR unter der Leitung von Prof. Dr. Wille an die bisherigen programmlichen Erfolge anknüpfen und sich zugleich strukturell zu einer bereichs- und medienübergreifend agierenden Sendeanstalt weiterentwickeln wird. Verwaltungsratsvorsitzender Dr. Gerd Schuchardt ergänzte: „Als Aufsichtsgremien werden wir sie auf diesem Weg unterstützen, damit der MDR seinen öffentlich-rechtlichen Grundversorgungsauftrag auch im digitalen Zeitalter erfüllen kann.

MDR-Intendantenwahl (Bild: MarcoProsch)
MDR-Intendantenwahl (Bild: MarcoProsch)

Amtsinhaber Prof. Dr. Udo Reiter beglückwünschte seine designierte Nachfolgerin und betonte: „Bei Ihnen, liebe Frau Professor Wille, weiß ich die Zukunft unseres Senders in den besten Händen. Ich gratuliere Ihnen herzlich und wünsche Ihnen in diesem schweren, aber auch schönen Amt viel Glück und Erfolg.“

Karola Wille (Bild: MDR/Martin Jehnichen)
Karola Wille (Bild: MDR/Martin Jehnichen)

Prof. Dr. Karola Wille erklärte: „Ich freue mich über das große Vertrauen, das mir von den Gremien entgegengebracht wurde und will meine ganze Kraft in den Dienst des MDR stellen. Zuallererst werde ich den begonnenen Aufklärungsprozess entschieden vorantreiben und die richtigen Konsequenzen daraus ziehen. Dazu gehört auch eine gemeinsame Verantwortungskultur im Sender. Ich will zudem den MDR für das digitale Medienzeitalter programmlich, strukturell und finanziell zukunftsfähig machen. Deshalb werden wir auch stärker jüngeres Publikum ansprechen. Ich setze dabei auf eine kompetente neue Führungsmannschaft und eine werte- und leistungsorientierte Führung des Senders. Den starken Gremien des MDR kommt auf dem Weg in die Zukunft eine wichtige Rolle zu. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam die Herausforderungen meistern.“

Horst Saage neuer Rundfunkratsvorsitzender

Turnusgemäß hat der Rundfunkrat in seiner Sitzung auch den Vorsitzenden und die beiden Stellvertreter neu gewählt. Neuer Vorsitzender des Aufsichtsgremiums ist Horst Saage aus Sachsen-Anhalt (Bauernverband). Der Vorstandsvorsitzende der Agrargenossenschaft Cobbelsdorf e.G. war bisher erster stellvertretender Vorsitzender des Gremiums. Horst Saage gehört dem Rundfunkrat seit 1997 an und steht dem Gremium nun zum dritten Mal vor.

Zur ersten stellvertretenden Vorsitzenden wurde Prof. Dr. Gabriele Schade aus Thüringen (BUND) gewählt. Die an der Fachhochschule Erfurt tätige Informatikerin ist seit 1994 Mitglied des Rundfunkrates und leitet dessen Telemedienausschuss.

Neuer zweiter stellvertretender Vorsitzender des Rundfunkrates ist Johannes Jenichen aus Sachsen (Evangelische Kirche). Der Superintendent des evangelisch- lutherischen Kirchenbezirks Rochlitz gehört dem obersten Aufsichtsgremium des MDR seit 2003 an und war seit 1.12.2009 dessen Vorsitzender.

Die Amtszeit des MDR-Rundfunkrates beträgt sechs Jahre. Die jetzige begann am 1.12.2009. Da der MDR eine öffentlich-rechtliche Landesrundfunkanstalt für drei Länder ist, wechselt alle zwei Jahre der Vorsitz in der Reihenfolge Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Horst Saage und seine beiden Stellvertreter treten am 7. 12.2011 ihre Ämter an.

Neue und alte Intendanz: Karola Wille und Udo Reiter (Bild. MDR/MarcoProsch)
Neue und alte Intendanz: Karola Wille und Udo Reiter (Bild. MDR/MarcoProsch)

 

Biografie Prof. Dr. jur. Karola Wille

Karola Wille wurde am 22. März 1959 in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) geboren. Dort besuchte sie von 1965 bis 1973 die Allgemeinbildende Oberschule und von 1973 bis 1977 die Erweiterte Oberschule, die sie mit dem Abitur abschloss.

Ab 1978 studierte sie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena Rechtswissenschaften. Nach dem Abschluss als Diplomjuristin absolvierte sie dort ein Forschungsstudium an der Sektion Rechtswissenschaften und promovierte 1986 zum Dr. jur.

Ihre wissenschaftliche Laufbahn setzte sie dann an der Universität Leipzig fort. Am Institut für Internationale Studien der Leipziger Alma Mater war sie von 1986 bis 1991 als wissenschaftliche Assistentin tätig. An der Juristenfakultät erlangte sie 1991 die Lehrbefähigung („facultas docendi“) in Medienrecht.
Von der Universität wechselte Karola Wille im April 1991 zum Rechtsamt der Stadt Leipzig, wo sie bis Oktober 1991 als Justiziarin arbeitete. Im November 1991 trat sie die Stelle der 1. Referentin in der Juristischen Direktion des MDR an. Ab 1993 war sie Stellvertreterin des Juristischen Direktors des MDR. Parallel zu ihrer beruflichen Tätigkeit absolvierte sie von 1991 bis 1994 ein juristisches Fernstudium an der Fernuniversität Hagen.
Seit dem 1. November 1996 ist Prof. Dr. Karola Wille als Juristische Direktorin des MITTELDEUTSCHEN RUNDFUNKS tätig. In dieser Funktion leitete sie in den Jahren 1997 und 1998 die Juristische Kommission von ARD und ZDF. Am 27. September 2010 wurde sie zum dritten Mal als Juristische Direktorin des MDR wiedergewählt und damit bis 2016 in diesem Amt bestätigt.

Karola Wille ist Mitglied im Digital-Ausschuss von ARD und ZDF, leitet die Verhandlungsgruppe „KABEL/DSL“ für ARD und ZDF und ist für die ARD die Verhandlungsführerin mit der Produzentenallianz. Im MDR leitete sie erfolgreich die Arbeitsgruppe „Digitale Zukunft“.

Die Universität Leipzig verlieh der promovierten Juristin 2002 die Honorarprofessur für Medienrecht. Schon seit 1997 hatte sie dort einen Lehrauftrag am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaften.

Seit 2003 ist Prof. Wille Vertreterin des Intendanten des MDR.

Am 23. Oktober wurde Prof. Dr. Karola Wille zur Intendantin des MITTELDEUTSCHEN RUNDFUNKS gewählt. Sie tritt ihr Amt zum 1. November 2011 an. Die Amtszeit beträgt sechs Jahre.

Karola Wille ist geschieden und hat eine erwachsene Tochter. In ihrer Freizeit ist sie eine begeisterte Skifahrerin, am liebsten fährt sie gemeinsam mit ihrer Tochter in Italien. Für entspannte Stunden schätzt Karola Wille guten Humor wie von Loriot oder auch Horst Evers, Autor u. a. von „Für Eile fehlt mir die Zeit“.

Berliner Zeitung

Kommentar zur Intendantenwahl beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR)

Nun liegt es an Udo Reiters designierter Nachfolgerin Karola Wille, die am Sonntag vom Rundfunkrat des MDR gewählt wurde, den Sender aus der Skandalecke herauszuholen. Dazu braucht es als Erstes: keine neuen Skandale. Und zweitens: Transparenz bei der Aufklärung der alten. Es steht allerdings die Frage im Raum, wie glaubwürdig die künftige MDR-Intendantin Fehlentwicklungen ans Licht bringen kann, für die auch sie selbst als bisherige Vize-Intendantin in der Mitverantwortung stand oder die doch zumindest unter ihren Augen vor sich gingen.

XPLR: MEDIA Radio-Report