„Wir haben noch viele Ideen für echtes Innovationsradio“

Seit Anfang Oktober ist Uwe Schneider als Programmdirektor der BCS Broadcast Sachsen für beide Sender der Gruppe, die Sächsischen Stadtradios und Hitradio RTL, verantwortlich. Seitdem hat sich vor allem beim landesweiten RTL-Programm einiges geändert. Der 44-Jährige spricht über die Doppelfunktion, Stärken und Schwächen und echte Innovationen im Radiomarkt.

Christian Mager (Foto: BCS)Sie sind Programmchef von sieben Stationen, wenn man die Lokalradios und Hitradio RTL einzeln betrachtet. Birgt das nicht die Gefahr der programmlichen Vermischung, oder ist das gar eine Chance?

Weder, noch. Beide Programme sind einzelne, spezifizierte Produkte und sehr individuell. Die Musik mag weitgehend identisch sein, die inhaltliche Ausrichtung ist aber eine andere.

Im Sommer wurde das Format von Hitradio RTL in Adult Contemporary (AC) geändert. Es werden nun also fast nur aktuelle Hits gespielt. Auf dieses Format setzen mittlerweile bis auf R.SA alle sächsischen Privatsender. Ist das gesund?

In erster Linie interessiert uns der Hörer, für ihn spielen wir die Musik. Und natürlich wollen wir den größten Markt treffen, den wir bekommen können, weil Hitradio RTL ein Produkt für viele Menschen ist. Dass auch andere so denken, nennt man Wettbewerb.

Das Programm ist jünger geworden, die Demographie geht aber in eine andere Richtung.

Wir sind nicht wirklich jünger geworden, es klingt nur so. Wir haben mehr als 180 000 Sachsen in einem Musiktest befragt. Das Ergebnis ist, dass wir mehr aktuelle Titel spielen. Die Verpackung wurde aufgefrischt und klingt etwas jünger. Aber auch nur, weil die vorherige sehr alt klang. Trotzdem sind wir weiterhin kein typisch junger Sender. Derzeit läuft wieder so ein Musiktest, mit dem Ziel der weiteren Optimierung.

Welche Neuerungen gab es im Detail, seit Sie Programmchef sind?

Kurz gesagt ist das gesamte Programm neu. Am Nachmittag moderiert nun Stephan Bodinus, der vorher bei BB Radio war, aber gebürtiger Dresdner ist. Außerdem neu sind der Comedy-Samstag und „Promiwood“ mit Mirjam Köfer. Sonntags gibt es von 9 bis 10 Uhr unsere Kindersendung „Tom´s Lausch Trouble“.

Eine Hommage an ihre Zeit als Programmchef und Geschäftsführer bei Radio Teddy?

Ja, warum soll man erfolgreiche Elemente nicht übernehmen? Unser Kerngebiet sind die Familien und Kinder sind die Zielgruppe von morgen, also sprechen wir sie an.

Noch mehr Ideen?

Viele, ja. Ich glaube, man kann im Radio noch völlig neue Sachen machen. So haben wir durch unsere Nähe zum RTL-Fernsehen den Vorteil, dass wir recht nah an großen Stars sind. Demnächst werden wir Treffen mit großen US-Stars verlosen. Aber auch den lokalen Anspruch halten wir aufrecht. So wird es Privatkonzerte mit den Prinzen und anderen Bands geben. Es gibt noch echte Innovationen im Radiomarkt, die wir nach und nach rauslassen.

Uwe Schneider und Tobias Künzel (Die Prinzen) Foto: Daniel Große
Uwe Schneider und Tobias Künzel (Die Prinzen) Foto: Daniel Große

Wird an der Morningshow gearbeitet?

Es wird quasi ständig an allen Sendungen gearbeitet, ein Endprodukt wird es nie geben, egal für welche Sendung. Radiomachen ist wie Fahrrad fahren: Man muss ständig strampeln, sonst fällt man um.

Wo liegen die Stärken von RTL?

Ganz eindeutig die Musikkompetenz. Die kommt aus unserem Haus, wir haben aber auch Zugriff auf Dinge aus der alten RTL-Gruppe. In Kombination mit unserer regionalen Verwurzelung und der freien Entscheidungsgewalt sind wir ein starker Sender.

Und die Schwächen?

Die Netzabdeckung. Wir sind noch nicht an jedem Ofenrohr empfangbar. Und wir hätten gern 34 Stunden pro Tag, nicht nur 24, um all unsere Informationen zu senden.

RTL steht in Sachsen aktuell bei 92 000 Hörern. Wo sehen Sie den Sender in einem Jahr?

Unser Ziel ist, die Hörerzahlen zu verdoppeln. Das schaffen wir nicht in einem Jahr, aber innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre.

In welche Richtung geht der Radiomarkt?

Ich bin kein Hellseher, aber ich würde mir wünschen, dass die Leute wieder mehr zum Einschaltradio zurückkommen. Dafür braucht es echte Persönlichkeiten am Mikro. Es müsste also mehr Identifikationsfiguren geben.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Daniel Große

Link:
Hitradio RTL