Lokalfunk-Porträt: Radio F in Nürnberg

Von Hendrik Leuker

radio fNah am Hörer, total lokal, möglichst authentisch und lebensnah – so wollen Lokalsender die Aufmerksamkeit und die Herzen der Hörer gewinnen. In loser Folge stellen wir einige davon näher vor. Der RADIO KURIER-Redakteur Hendrik Leuker war im Frankenland unterwegs und besuchte den derzeitigen Marktführer in Nürnberg, Radio F.

(Fast) alle unter einem Dach

In Nürnberg muss man nicht kreuz und quer durch die Stadt fahren, um alle Privatsender zu besuchen. Abgesehen von Energy Nürnberg und Vilradio befinden sie sich alle unter einem Dach – nämlich in der Senefelder Strasse 7 im Funkhaus Nürnberg: Neben Radio F – der Buchstabe F steht für Franken – beherbergt das Funkhaus noch Hitradio N1 92.9, Gong 97.1, Charivari 98.6 und Pirate Radio (DAB-Radio; Jugendprogramm).

Bereits seit dem 3. Dezember 1986 ist Radio F auf 94,5 MHz (24 Stunden außer montags: 22-23 Uhr und donnerstags: 22.30-23.30 Uhr; dann läuft jeweils Jazztime Nürnberg) terrestrisch zu empfangen. Zunächst bezog man ein eigenes Studio in der Nürnberger Marienstrasse; im April 1995 zog Radio F in das Funkhaus Nürnberg ein, um dort – wie die anderen beteiligten Sender auch – die zahlreichen Synergieeffekte beim Service, am Empfang, beim Verkauf, bei der Disposition, bei der Sportberichterstattung, im Internet und bei der Promotion zu nutzen. Radio F gehört zu 68% dem Verlag Nürnberger Presse und dem Druckhaus Nürnberg GmbH + Co., das auch die weithin anerkannten Nürnberger Nachrichten herausgibt; zu 12% ist die Olympia Verlag GmbH beteiligt und zu 20% die Nordbayerische Verlagsgesellschaft mbH.

„Regionaler geht´s nicht!“

Radio F verfügt über zwei Claims, die das gesamte Programm gut charakterisieren: „Viel, viel mehr Musik!“ und „Regionaler geht´ s nicht!“. „Radio F hat einen hohen Imagewert, was regionale Berichterstattung angeht. Kein anderes Programm hat diesen Imagewert zu bieten. Letztlich stärkt der Slogan diesen Imagewert,“ so Programmleiter Michael Lein (43). „Eine feste Größe sind für unsere Hörer die lokalen Nachrichten um halb. Eine lokale Meldung folgt auch den Weltnachrichten zur vollen Stunde.“ Am Morgen in der vielbeachteten Morgensendung „Guten Morgen Franken!“ wird lokaler Service gleichfalls groß geschrieben. Im 15-Minuten-Takt werden die Hörerinnen und Hörer mit lokalem Wetter, lokalem Verkehr und lokalen Blitzern versorgt. Im vierzehntägigen Rhythmus begleitet Programmdirektor Michael Lein selbst in „Guten Morgen Franken!“ von 5-9 Uhr die Hörer beim Start in den Tag.

20 Mitarbeiter sind insgesamt bei Radio F beschäftigt, die meisten von ihnen sind schon seit dem Umzug ins Funkhaus Nürnberg mit von der Partie. „Bei uns herrscht das Prinzip vor, dass jeder alles können sollte, von den Praktikanten einmal abgesehen,“ so Lein. Jeder Mitarbeiter ist also Moderator, Nachrichtenredakteur und Reporter zugleich. Nach gerade zurückliegenden Highlights in der lokalen Berichterstattung gefragt, nennt Lein die Namensgebung von „Flocke“, dem prominenten Eisbärennachwuchs im Nürnberger Zoo, die Aufstiegsfeier des 1. FC Nürnberg, der in Franken schlicht „Club“ genannt wird, die Menschenrechtspreisverleihung der „Nürnberger Friedenstafel“ sowie die Berichterstattungen vom „Fürther Festival“ und vom „Challenge in Roth“ (Triathlon).

Studiowand bei Radio F
Studiowand bei Radio F

Diese Zahlen machen Spaß

Die Währung für die Programmmacher sind – neben dem Spaß an der Arbeit – die nackten Zahlen. Wenn diese gut ausfallen, macht es noch mehr Spaß. Radio F kann mit der letzten „Funkanalyse Bayern“ (herausgegeben im Auftrag der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien – BLM) vom 7. Juli 2009 zufrieden sein. Die Tagesreichweite – Wie viele Hörer gestern? – stieg von 101.000 auf 121.000 Hörer. Die Stundennettoreichweite stieg von 28.000 auf 39.000 Hörer. „Wir sind damit bei den lokalen Sendern in Nürnberg die Nummer Eins und haben die gleiche Hörerzahl wie Bayern 3,“ ist Programmleiter Lein mit Recht ein wenig stolz auf das Erreichte. Die meistgehörten Programme sind ausweislich der Funkanalyse die Morgensendung „Guten Morgen Franken“ und die Vormittagssendung „Gut aufgelegt“, während sich ab dem späten Nachmittag die Mediennutzung auch der Radio F-Hörer auf das Fernsehen verlagert.

„Klein Lein und Lein“

Nahezu ein Unikum in der deutschen Rundfunklandschaft stellt die sonntägliche Kindersendung auf Radio F von 8.05 bis 9 Uhr dar: „Klein Lein und Lein“. Darin wirken Vater Michael Lein, der Programmleiter, und dessen achtjähriger Sohn Lucas (Klein Lein) mit. Letzterer kommt aber nicht mit ins Studio. Wegen der noch schwankenden Tagesform des Juniors werden dessen Sequenzen im Heimstudio vorher aufgezeichnet. Ansonsten bietet die Kindersendung alles, was die Zielgruppe interessieren könnte: Das lehrreiche Tier-ABC, Reportagen vom nahen Freizeitpark Schloss Thurn in der Fränkischen Schweiz, dem kindgerechten Vorstellen von Berufen und christlichen Themen in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Funkagentur (EFA).

Michael Lein, Programmleiter von Radio F
Michael Lein, Programmleiter von Radio F

Melodischer AC

Ansonsten ist Radio F für eine reifere Zielgruppe – für Hörer ab 40 Jahren – konzipiert. „Wir spielen einen Musik-Mix , der zu 75% aus Oldies und zu 25% aus Schlagern besteht. Vorzugsweise werden neben Oldies aktueller melodiebetonter Pop ,wie z.B. von Amy McDonald, Sascha, Lenka, und deutscher Pop ,wie z.B. von Rosenstolz, Ich+Ich und Anette Louisan, von uns gespielt. Ein solcher Mix wird auch melodischer AC (Adult Contemporary) genannt,“ klärt Lein auf. Einer bisweilen in die Diskussion eingeführten Quote für deutschsprachige Titel stünde Lein aufgeschlossen gegenüber.

Technische Reichweite und Zielgruppe

Radio F wird mit 300 Watt auf der Frequenz 94,5 MHz vom Nürnberger Fernsehturm im Stadtteil Schweinau ausgestrahlt. Das Stereo-Sendegebiet ist im Prinzip deckungsgleich mit dem Ballungsraum Nürnberg-Fürth-Erlangen und Umgebung. Das gesamte Sendegebiet umfasst immerhin von West nach Ost Ansbach und Neumarkt in der Oberpfalz und von Nord nach Süd Breitengüßbach bei Bamberg und Allersberg (30 km südlich von Nürnberg). „Alles darüber hinaus ist Glückssache,“ meint Lein. Ohnehin ist vom Lizenzgeber, der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien (BLM), eine übermäßige Ausbreitung der Lokalsender nicht gewollt. „Das ist alles eine Frage der Lizenz und für welches Gebiet diese erteilt wurde,“ so Lein.

Die Kernzielgruppe von Radio F ist bereits 50 oder darüber. Bei Veranstaltungen, persönlichen Telefonaten oder mit dem Versenden des Newsletters „Radio F-Telegramm“ kommt man mit der Hörerschaft in Kontakt. „Wir sind auch ein Mitmachradio. Unsere Hörer betätigen sich z.B. als Wettermelder,“ so Lein. Programmerneuerungen stehen derzeit nicht auf dem Plan. „Wir haben gerade eine einschneidende Programmreform hinter uns. Die Internetseite wurde neu gestaltet. Die Redaktionen wurden im gesamten Funkhaus umstrukturiert. Was Lokalnachrichten angeht, ist Radio F nunmehr autark, d.h. wir stellen eigenen exklusiven Lokalcontent her. In der Morgenshow “Guten Morgen Franken!“ wurde zudem die Sendeuhr geändert, so dass knapp 35 Minuten am Stück werbefrei sind,“ erläutert Lein die Umbrüche bei seinem Sender. Ein Effekt, der sowohl vom werbetreibenden Kunden als auch vom Hörer begrüßt wird. Was Hörerbindung angeht, so belässt Radio F es nicht dabei, z.B. Medienpartner des Radrennens in der Nürnberger Altstadt oder von Greuther Fürth (II. Fußball-Bundesliga) zu sein; auch vor einem Döner-Wettessen oder einer Flitzereinlage im „Borat“-Kostüm über den Nürnberger Hauptmarkt schreckt das Radio F-Team nicht zurück.

Blick ins Studio von Radio F
Blick ins Studio von Radio F

Hörer-Feedback

Auch Hobbykollege Friedrich Stöhr aus Wendelstein, dem ich für die Mitwirkung an diesem Artikel danke, ist seit einigen Jahren regelmäßiger Radio F-Hörer: „Ich muss gestehen, dass wir bis vor etwa drei Jahren Radio F nicht gehört hatten, wohl wegen der etwas ungünstigen Empfangsmöglichkeiten mit dem “Küchenradio“ bei uns in Wendelstein. Dann hat meine Frau einen Wagen bekommen, auf dessen Empfänger Radio F als Station programmiert war. Seither ist es unser Lieblingssender, zumindest beim Autofahren. Da sind zwei Sprecherinnen mit sehr sympathischen Stimmen: Anja Seidel und Sylvia Kunert.“

Kontakt

Radio F, Funkhaus Nürnberg, Senefelder Str.7, 90409 Nürnberg; Tel.: 09 11 -51 91 390, Fax: 09 11 -51 91 -399; Hörer-Hotline: 09 11 -51 08 -945; E-Mail: radiof@funkhaus.de; Internet: http://www.radiof.de (mit Livestream).

Empfangsberichte werden vom Funkhaus Nürnberg per Brief bestätigt.
Radio-Kurier – weltweit hören®

Links:
Radio F
Radio-Kurier – weltweit hören