Nach erfolgreichem Test: UKW-Abwrackprämie künftig für ganz Deutschland?

Erlöse aus Digitaler Dividende sollen zur Finanzierung genutzt werden

Im Rahmen des Medientreffpunkt Mitteldeutschland (3.-5. Mai in Leipzig) hat der Verein Digital Radio Mitteldeutschland die Idee einer UKW-Abwrackprämie erstmals in der Praxis getestet. Innerhalb von drei Tagen haben knapp 10 Prozent der Kongressteilnehmer – immerhin mehr als 100 – ihr altes UKW-Radio abgegeben und ein modernes digitales Radiogerät mit DAB, DAB+ und UKW erhalten. Dafür mussten sie lediglich 20 Euro zuzahlen. Die Reaktionen der Teilnehmer zeigten breite Zustimmung für diese Aktion. So sagte ein Fachredakteur: „Ein Kollege hat mir empfoh len, die Prämie zu nutzen. Ich tausche die Radios, einfach weil das digitale mehr kann als das analoge.“ Ein privater Programmveranstalter meinte: „Mich interessiert vor allem die neue Technologie. Allerdings halte ich einen Rabatt von 30 bis 40 Prozent auf das Neugerät auch für notwendig. Erst dann kann die Aktion deutschlandweit ähnlich erfolgreich sein, wie die PKW-Abwrackprämie.“ Ebenfalls zufrieden mit dem Verlauf der Umtauschaktion zeigte sich Christine Albrecht, Managing Director des Gerätesponsors Alan Electronics: „Sie hat unsere Erwartungen übertroffen, daher halten wir weitere Aktionen dieser Art für positiv und beteiligen uns gerne daran.“

Michael Richter, Geschäftsstellenleiter des Vereins Digital Radio Mitteldeutschland
Michael Richter, Geschäftsstellenleiter des Vereins Digital Radio Mitteldeutschland

Michael Richter, Geschäftsstellenleiter des Vereins Digital Radio Mitteldeutschland, hat den ersten Praxistest bereits als Erfolg abgehakt. Jetzt sei zu erproben, ob das „Leipziger Modell“ bei den Endkunden deutschlandweit genauso gut ankomme. „Wir wissen von anderen Digital Radio-Initiativen, dass sie über eine Umsetzung in ihrem Bundesland nachdenken“, so Richter. Auch gebe es bereits Gespräche mit weiteren Geräteherstellern und Programmveranstaltern, die eine Abwrackprämie bewerben könnten. „Parallel zum derzeit laufenden bundesweiten Digital Radio-Start müssen ausreichend Empfangsgeräte in den Markt gebracht werden“, ist Richter überzeugt. „Dazu muss es uns gelingen, die Bundespolitik mit ins Boot zu holen. Mit ihrer Hilfe sollten Versteigerungserlöse der Digitalen Dividende für den Aufbau einer modernen Hörfunk-Infrastruktur verwendet werden.“

Die Meinungen von Medienpolitikern und Programmveranstaltern zur Abwrackprämie gehen hingegen auseinander. Erwin Linnenbach, Geschäftsführer der Regiocast GmbH & Co. KG, meint: „Zum jetzigen Zeitpunkt wäre eine Abwrackprämie rausgeschmissenes Geld.“ Vorher müsste durch Marketing-Aktionen eine Nachfrage nach neuen digitalen Programminhalten erzeugt werden. „Grundsätzlich teile ich aber die Ansicht, dass der Staat die Rahmenbedingungen für Digital Radio verbessern muss.“ Auch Dr. Heinz- Dieter Sommer, Hörfunkdirektor des Hessischen Rundfunks, spricht sich gegen eine Prämie aus: „Digital Radio sollte wie andere technische Neuerungen ohne Zwang am Markt eingeführt werden – durch attraktive Angebote.“

Cornelia Holsten, Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt, ließ offen, ob der Staat direkt Geld bereit stellen sollte. Mehrfach betonte sie aber, dass die Lobbyarbeit der Radioanbieter gegenüber der Politik deutlich verbessert werden müsse.

Quelle: Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk