VBL kritisiert Expansionspolitik des BR durch versteckte Lokalisierung

VBL kritisiert Expansionspolitik des BR durch versteckte LokalisierungGegen die strukturelle und personelle Expansionspolitik des Bayerischen Rundfunks, die er als versteckte Lokalisierung wertet, protestiert der Verband Bayerischer Lokalrundfunk (VBL) in einem Schreiben an Ministerpräsident Horst Seehofer, Medienministerin Ilse Aigner sowie an den designierten Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder.

Die jüngste Mitteilung des BR, in Deggendorf ein neues Studio mit zwei Korrespondenten und drei weiteren Nachrichtenredakteuren im Schichtbetrieb aufzubauen, hat nach Ansicht des Verbandes nichts mehr mit regionaler Berichterstattung, sondern mit einer Lokalisierung der Regionen zu tun. Denn bereits in Landshut und Passau sowie in Mamming und in Bodenmais ist der BR je mit einem Korrespondenten vertreten und auch in Straubing ist eine freie Mitarbeiterin für den öffentlich-rechtlichen Sender in München tätig.

„Diese Expansionspolitik des BR ist als Angriff auf die lokalen Radio- und Fernsehstationen zu bewerten, da diese Reporter sowohl Ton- als auch Video-Beiträge produzieren“, heißt es in dem Schreiben. In ihrem Brief bitten die Vertreter des lokalen Rundfunks die verantwortlichen Politiker sich dafür einzusetzen, „dass diese Expansionspolitik des BR nicht mehr fortgeführt, ja sogar zurückgenommen wird.“

Gerade in einer Zeit, in der über Gebühren für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk diskutiert wird, sieht es der VBL auch als wichtig an, öffentlich darüber zu diskutieren, welche Kernaufgaben die öffentliche-rechtliche Anstalt zu welchem Preis erfüllen müsse.

Das VBL-Schreiben ging auch an die medienpolitischen Sprecher der im Landtag vertretenen Parteien, sowie an wichtige Medienpolitiker/innen im Freistaat.

Anlage: Brief an Ministerpräsident Horst Seehofer

Herrn Ministerpräsident Horst Seehofer
Bayerische Staatskanzlei
Franz-Josef-Strauß-Ring 1
80539 München

Expansionspolitik des BR

 

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Seehofer,

vor wenigen Tagen hat der Bayerische Rundfunk „In eigener Sache“ mitgeteilt, dass er ein neues Studio in Deggendorf plant, in dem zwei Korrespondenten und drei weitere Nachrichtenredakteure im Schichtbetrieb arbeiten sollen.

Außerdem will der BR seine Standorte Landshut und Passau ausbauen. In beiden Städten sollen die bisherigen BR-Korrespondenten durch je einen weiteren Kollegen unterstützt werden, um „die Berichterstattung aus den Regionen auszuweiten“.

Schon seit vielen Jahren, so die Eigenwerbung des BR, ist er in Niederbayern mit je einem Korrespondenten in Mamming, Landshut, Passau und Bodenmais vertreten. Die Standorte Landshut und Passau sollen jeweils um einen weiteren trimedial arbeitenden BR-Korrespondenten verstärkt werden. Die freie Mitarbeiterin aus Straubing wird dabei nicht aufgeführt.

Diese strukturelle und personelle Expansionspolitik hat nicht mehr die regionale, sondern ganz klar die lokale Berichterstattung aus den Regionen im Visier. Diese Expansion ist in allen Regierungsbezirken Bayerns feststellbar und verstärkt damit die bereits vorhandene Schieflage im sog. dualen System zu Lasten der Lokalsender. Allein die personelle Besetzung in Deggendorf mit 5 Personen und zusätzlich in Passau ist mehr als opulent und für eine regionale Berichterstattung nicht erforderlich.

Diese Expansionspolitik des BR ist als Angriff auf die lokalen Radio- und Fernsehstationen zu bewerten, da diese Reporter sowohl Ton- als Video-Beiträge produzieren.

Die lokalen Sender gewährleisten seit über 30 Jahren die lokale Grundversorgung. Dies wurde und wird von allen Politikern immer wieder bestätigt und als Besonderheit der bayerischen Medienpolitik herausgestellt. Gerade in Zeiten des digitalen Wandels stehen die lokalen Radio- und Fernsehsender unter noch größerem wirtschaftlichen Druck als der BR, der seine Gebühreneinnahmen nicht selbst erwirtschaften muss.

Wir möchten Sie deshalb sehr herzlich bitten, sich dafür einzusetzen, dass diese Expansionspolitik des BR nicht fortgeführt, ja sogar zurückgenommen wird. Zusätzlich regen wir an, dass unabhängige Experten und Fachleute aus der Medienwirtschaft überprüfen könnten, welche Einspareffekte beim Bayerischen Rundfunk noch möglich wären. Es sollte auch öffentlich diskutiert werden, welche Kernaufgaben die öffentlich-rechtliche Anstalt zu welchem Preis erfüllen muss.

Gerne stehen wir Ihnen für Rückfragen zur Verfügung. Wir würden uns über ein konstruktives Gespräch sehr freuen.

 

Willi Schreiner VBL
Willi Schreiner, Verband Bayerischer Lokalrundfunk

Mit besten Grüßen

 

Willi Schreiner 1. Vorsitzender

Bernd Stawiarski  VBL-Fachgruppensprecher Hörfunk

Johannes Muhr VBL-Fachgruppensprecher TV

 

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