Radio-Köpfe: Bob Murawka (RPR1.)

Der Moderator erweist sich als multi-tasking. Bob Murawka (57) fährt konzentriert seine Sendung „RPR 1. Der Samstagnachmittag“ selbst und hat gleichzeitig ein Ohr für die Fragen des Reporters, immer wenn Musik über den Sender läuft.

Moderator Bob Murawka im RPR 1-Studio (BIld: Hendrik Leuker)
Moderator Bob Murawka im RPR 1-Studio (BIld: Hendrik Leuker)

Murawka kam nach dem Abitur und schon während des Studiums der Betriebswirtschaft zum Radio. Angefangen hatte es gleich nach dem Abitur in den Jahren 1979 und 1980 zeitweise als Praktikant von Bob Stewart in der Villa Louvigny, beim englischsprachigen Programm von Radio Luxembourg, gemeinhin benannt nach der Wellenlänge in Metern, „208“: „Die Engländer haben damals schon das Programm selbst gefahren und arbeiteten schon mit Carts (Endlos-Kassetten)“, erinnert sich Murawka an seine ersten Schritte beim Radio.

Studio von Radio Luxembourg 208
Studio von Radio Luxembourg 208

Nebenbei arbeitete er seit 1978 als DJ. Ab 1985 war der gebürtige Saarländer beim Aufbau eines Piratensenders in Frankreich an der Grenze zum Saarland beteiligt, der 8 Stunden deutschsprachiges Programm sendete: Radio Vallée du Nied (RVN). Dort war Murawka Programmchef und Moderator der Morning Show: „Wir waren eine richtige Talentschmiede. Fast alle unserer Leute sind bei namhaften Stationen untergekommen.“

Radio RVN

Er war bei RVN in den Jahren 1986 und 1987. RVN selbst sendete bis 1990. „RVN lief bis Radio Salü im Saarland anfing, das zur französischen Sendergruppe NRJ gehört.“, fügt Murawka hinzu. Würde ihn das auch heute noch reizen? „Eindeutig nein. Das war für die damalige Zeit super. Heute würde ich das nicht mehr machen. Es gab damals auch Streit mit den französischen Kollegen, z.B. wegen der Technik und dem Programm“.

Sendung mit Kultstatus: „Party ohne Pause“   

Bob Murawka (Bild: RPR1-Autogrammkarte)
Bob Murawka (Bild: RPR1-Autogrammkarte)

Im  Mai 1986 ging Radio RPR an den Start, im Oktober 1986 begann Murawka als Musikredakteur von Radio RPR in Trier. 1987 gab er sein Engagement bei RVN, das er zunächst parallel betrieb, auf. „Bei RPR (ab 1992 RPR 1) habe ich praktisch alles gemacht. Allen voran wäre natürlich die Morningshow im Wechsel mit Tillmann Uhrmacher und Stefan Moser, die ich von 1988 bis 1995 moderierte, zu nennen.“

Am Dienstagabend lief die „Chart-Show“ mit Bob Murawka, er moderierte auch die „80er Show“ und, nicht zuletzt, die  Kultsendung „Party ohne Pause“ am Samstagabend, die er bereits bei RVN konzipiert hatte.

Im aktuellen Programm von RPR 1 ist Murawka am Wochenende in folgenden Sendungen zu hören: „RPR1. Musikclub Spezial“ am Freitag von 19-24 Uhr mit den deutschen und britischen Charts, den Airplay Charts, Künstlerporträts und dem Album der Woche. Am Samstagnachmittag moderiert der bekennende Kaiserslautern-Fan „Der Samstagnachmittag bei RPR1.“ von 13-18 Uhr, mit Hörerquiz und Außenreportagen von der Fußball-Bundesliga und allen Ergebnissen, auch aus der 2. und 3. Liga, inklusive. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den beiden Bundeserstligisten im Sendegebiet, FSV Mainz 05 und dem 1. FC Köln.

radio rpr1 baer maskottchen small

Am Sonntag von 20-24 Uhr beschließt „Der Sonntagabend bei RPR1.“ mit Bob Murawka das Wochenende der Hörer. Im Gepäck hat er dabei das „Wochenquiz“, indem er Hörerinnen und Hörer über einprägsame Ereignisse der gerade vergangenen Woche befragt. Zu gewinnen gibt es das (wiederbelebte) Stationsmaskottchen, den RPR1-Bären.

Bob Murawka SWR1 minIm Jahr 2003 ging Murawka zwischenzeitlich zum öffentlich-rechtlichen Konkurrenten SWR 1 Rheinland-Pfalz nach Mainz. Auslöser damals war ein durch den frühen Tod von Dr. Horst Fangerau notwendig gewordener Wechsel des Geschäftsführers bei RPR1. Der neue Geschäftsführer Michael Barth hatte „von Radio keine Ahnung“ (Murawka wörtlich). Inspiriert durch das damals verbreitete Fachbuch „Die 10 größten Radio-Geheimnisse“ von Sebastian Fitzek und Rüdiger Kreklau vertrat Barth die Auffassung, dass es nur einen richtigen Moderator geben müsse, der durch die Morgensendung führe. Die restlichen Moderatoren seien lediglich dazu da, die Morningshow zu backsellen.

Infolgedessen flog bei RPR1. das komplette Tagesprogramm raus, darunter unter Hörerprotest auch Bob Murawka. Dieser knüpfte sodann Kontakt zum öffentlich-rechtlichen Konkurrenten in Mainz. Bei SWR 1 RP kannte Murawka einen ehemaligen RPR1-Kollegen in der Musikredaktion, der schon zuvor nach Mainz wechselte. Dieser sagte, dass man bei SWR 1 RP die Vorgänge bei RPR 1 mitbekommen habe.

Und so wechselte Murawka zur öffentlich-rechtlichen Konkurrenz. Am Sonntagabend stellte er daraufhin in „SWR1-Szene“ (20-24 Uhr) Musik von regionalen Konzerten und Künstlern, journalistisch aufbereitet, vor. Später dann auch weitere Sendungen, eben das ganze Programm: Vormittag, Nachmittag und am Wochenende. Da er als Musikredakteur eingekauft wurde, war Murawka beim SWR oft bei Live-Veranstaltungen dabei und stand mit Pop-Stars aus aller Welt auf der Bühne. „Interviews mit Nick Mason von Pink Floyd („Another Brick in the Wall“), James Blunt und Joe Cocker für die Sendung „SWR1-Leute“ waren dabei meine Highlights“, schwärmt Murawka.

RPR1.-Eingangsschild (Bild: Hendrik Leuker)
RPR1.-Eingangsschild (Bild: Hendrik Leuker)

Musikalisch ist Murawka vielseitig interessiert: Bei RPR 1 moderierte er zuvor einmal zwei Stunden lang eine Sendung zusammen mit Schlagersänger Udo Jürgens, der an diesem Tag bei RPR 2 Interviewgast war, zu Themen über Gott und die Welt.

Tillmann Uhrmacher
Tillmann Uhrmacher

2010 war der Abstecher zum öffentlichen-rechtlichen Rundfunk wieder beendet: Geschäftsführer Kristian Kropp besann sich der Stärken des einstigen Aushängeschildes und holte das Eigengewächs zusammen mit Tillman Uhrmacher zurück zu RPR 1. Auch moderierte Murawka die „Große Show der 80er und 90er“, die mit Veranstaltungen auf Tour durchs Sendegebiet ging. Diese beiden Projekte bewogen Murawka, wieder zu RPR 1 zurückzukehren. Eine geplante Wiederauflage der „Party ohne Pause“ fand jedoch bedingt durch den frühen Tod des Co-Moderators Tillman Uhrmacher im Mai 2011 nicht mehr statt.

Gefragt nach den wichtigsten Epochen der Pop-Musik nennt Murawka zunächst die 50er und den Anfang der 60er Jahre, den Übergang von Rock´ n Roll zur Beat- Musik. An den 70ern Jahren findet er den Hardrock erwähnenswert. „ Die abwechslungsreichste Musik gab es ganz klar in den 80ern: Punk, Prog-Rock, New Wave, New Romantic, dann, weniger etwas für mich persönlich, die Neue  Deutsche Welle, Pop, Rap, erste Dance- Musik mit u.a. Sven Väth, der auch bei RPR als Moderator zu hören war.“, blickt Murawka gerne zurück und fügt noch hinzu: „Die 90er und 2000er Jahre waren eher wieder langweilig, mit einigen Ausnahmen wie Nirvana, R.E.M. und RHCP“.

Weniger erstaunlich seine Antwort auf die Frage, welche Musik er privat höre: „Gute Musik. Gute Rock-Pop-Musik, und die Musik der 70er und 80er Jahre: ELO, Supertramp und Country-Music. Ich bin mit Achim Graul (ehemaliger Country-Experte bei Radio Luxemburg; „Country Coach“), meinem großen Vorbild, heute befreundet, der wesentlich Anteil daran hatte, dass ich unbedingt Radiomoderator werden wollte. Ich bin gebürtiger Saarländer und mit dem deutschen und englischen Programm von Radio Luxemburg quasi aufgewachsen, hörte stundenlang das Programm.“, ergänzt Murawka. Mit einem Aircheck seiner Kultsendung „Party ohne Pause“ kann Murawka leider nicht aufwarten: „Wir selbst haben die Sendung nie aufgezeichnet. Anders als viele Fans der Sendung.“

Bob Murawka Autogrammkarte
Bob Murawka Autogrammkarte

In einer Sketchreihe der „Party ohne Pause“ spielte Murawka damals die Assistentin „Gundula“ (Anspielung auf Gundula Gause, heute Co-Moderatorin des „Heute Journal“ im ZDF, damals Chefsekretärin bei RPR) von „Prof. Winterfest“ (gesprochen von Thomas Schminke). „Diese Kultfolgen mussten wir jedes Wochenende bringen. Als wir in einer Folge scherzhaft von unseren Hochglanz-Autogrammkarten  sprachen, kamen gleich Hunderte von Anfragen. Es mussten tatsächlich welche gedruckt werden…“.

Das Konzept von „Party ohne Pause“ könnte heute nicht mehr funktionieren, ist sich Murawka sicher. „Thomas Schminke und ich haben uns blind verstanden. Viele Leute (Hörer) haben heute keine Zeit mehr für eine Samstagabendshow von 5- 6 Stunden Dauer. Wir als Moderatoren hatten im Sender eine richtige Spielwiese. Wir waren richtig „radiogeil“, brachten unsere eigenen Platten mit. Heute sind Moderationen und Musiktitel vorgeschrieben. Es sind andere Bedingungen als damals. Tolle Moderatoren und übrigens auch tolle Menschen wie Ulli Thiemann und Tillmann Uhrmacher (beide verstorben) fehlen mir übrigens sehr. Sie haben RPR 1 mit aufgebaut.“

Radio-Geschichten und Einsichten   

Radio schreibt Geschichte und Geschichtchen, lustige und sentimentale: „ In der Frühsendung von Radio RPR Anfang der 90er Jahre vergaß der Nachrichtensprecher das Skript für die Schlagzeilen. 18 Sekunden war nur das Nachrichtenbett und Blätterrascheln an den Lautsprechern und Empfangsgeräten zu hören. Der Nachrichtensprecher tat so, als ob nichts gewesen wäre und sagte am Schluss: Soweit die Schlagzeilen von RPR!“ (s.a. www.radiopannen.de)

„Mein schönster Versprecher war übrigens die Verkehrsmeldung: A 3 Köln- Frankfurt zwischen Limburg und Idstein 3 zu 0. Während der Verkehrsmeldungen fiel in einem Fußballspiel das 3:0, was ich auf einem Fernsehmonitor nebenbei mitbekam.“, fügt Murawka hinzu.

„Lustig waren immer auch unsere RPR 1- Hörerreisen nach Ibiza (1991-92). Wir haben einen Flieger gechartert für 150 RPR 1- Hörer und sind mit ihnen in einen Ferienclub geflogen, alle waren mit an Bord – die Chefs und 3 Moderatoren. Wir saßen nachts bis 5 Uhr morgens mit 30 Leuten im Kinder-Pool und machten Party, da wir die Einzigen im Club waren.“

Bob Murawka fährt die Sendung (Bild: Hendrik Leuker)
Bob Murawka fährt die Sendung (Bild: Hendrik Leuker)

Leider kennt das Leben auch andere Farben: Triste und graue Tage: „Im Mai 2011  moderierte ich die Abschiedssendung für Tillmann Uhrmacher, der wenige Tage zuvor im Alter von nur 42 Jahren plötzlich gestorben war. Ich denke noch heute sehr oft an ihn.“, gibt Murawka Einblick in sein Seelenleben.

War früher alles im Radio besser oder ist alles nur zu seiner Zeit gut? – „Früher war nicht alles besser. Im Radio heute gibt es heute genauso viele Highlights wie in den 80er Jahren. Das Beste aus beiden Zeiten wäre das beste Radio. Die Herausforderungen im Radio sind heute ganz andere als damals wie z.B. durch Streaming-Dienste wie Spotify und Apple Music. “

Wie sieht Murawka die Zukunft des Radios? – „50 Jahre wird es Radio mit Sicherheit noch geben, vielleicht auch länger.“, ist Murawka überzeugt. Radio müsse sich der Konkurrenz in Form von Streaming-Diensten wie Spotify und den sozialen Medien wie Facebook, Instagram und Co. stellen. Vor dieser Herausforderung gilt: „Radio braucht wieder Typen. Der Einschaltimpuls beim Radio ist die Musik in Kombination mit dem Moderator. Es sind weniger Vorschriften, was die Moderation angeht, notwendig. Auch die Spezialisierung auf bestimmte Themen, Spartenradios wie in den USA, wird wichtiger werden.“ Gefragt nach den Haupt-Einschaltimpulsen nennt Murawka folgendes Quartett: Musik, Regionale Nachrichten, Service wie z.B. Blitzer sowie Moderationspersönlichkeiten.

Was macht überhaupt einen guten Moderator aus? „ Glaubhaftigkeit, Authenzität, Echtheit, sympathische Ausstrahlung und ein breites Allgemeinwissen.“, nennt Murawka die wichtigsten Voraussetzungen. „Ein Hörer merkt das, wenn ein Moderator nicht authentisch ist.“

Hobbys

Im Urlaub zieht es Murawka in Richtung Süden: Sein bevorzugtes Reiseziel sind die Kanaren, vor allem Gran Canaria, die annähernd  kreisförmige kanarische Insel. Der dreifache Vater (ein Sohn, zwei Töchter) spielt in seiner Freizeit gerne Schach mit seinem Sohn oder kocht für seine Familie und Freunde, am liebsten Pasta-Gerichte.

RPR 1-Funkhaus in Ludwigshafen (Bild: Hendrik Leuker)
RPR 1-Funkhaus in Ludwigshafen (Bild: Hendrik Leuker)

Kontakt

Bob Murawka (RPR 1)
Turmstr.10
67059 Ludwigshafen
Tel: 0621/ 590000
Internet:  www.bob-murawka.de oder www.rpr1.de

Dieser Beitrag von Hendrik Leuker aus der Serie Radio-Köpfe erscheint exklusiv auf RADIOSZENE. Der Autor ist Redakteur des RADIO KURIER (www.addx.de), in dem die Serie im Jahr 2003 von ihm  gestartet wurde und in regelmäßigen Abständen nationale sowie internationale Radio-Größen vorstellt.