James Cridland: Moderatoren und Blogs – besser nicht!

James Cridland's Radio Futrure

In den letzten 28 Jahren habe ich mit einer Menge RadiomoderatorInnen zusammengearbeitet. Wenn ich daraus ein Fazit ziehen sollte, ist es eine Tatsache, dass sie alle großartige RadiomoderatorInnen sind. Reden und kommunizieren, das können sie. Wenn es aber ums Schreiben geht, kann man dies nur von wenigen von ihnen behaupten.

Das soll die Leistung brillanter Schreiberlinge nicht schmälern. Es gibt ein paar ModeratorInnen, die tolle Sätze für ein anständiges Buch aneinanderreihen könnten – in meinem Bücherregal stehen einige davon. Britischen Lesern empfehle ich Jeremy Vine, David Lloyd, John Myers wie auch eine Reihe anderer Autoren. International gesehen wären da Valerie Geller, Richard Fidler, Steve Ahern – definitiv eine Liste von Radioleuten, die gute Bücher geschrieben haben. Aber die Liste ist kurz.

Nur weil ein Moderator großartig mit seiner Stimme kommunizieren kann, kann er noch lange nicht gut schreiben!

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Irgendwo hat jedoch jemand den Radiomachern in den USA geraten, dass sie ihre ModeratorInnen Blogs schreiben lassen sollten. Jede Woche ist irgendwo ein Moderator zu beklagen, der am Ende eine Seite mit Zeilen füllen muss, weil ein leitender Manager in einer anderen Stadt entschieden hat, dass dies eine gute Idee für mehr Webseiten-Besuche sei.
Das Problem dabei: Die meisten von RadiomoderatorInnen geschriebenen „Blogs“ sind gar keine wirklichen Blogs! Wenn sie nur auf der eigenen Internetpräsenz verfügbar sind, erreichen sie kein neues Publikum. Es sei denn, der Inhalt ist brillant! Es tut mir leid, es sagen zu müssen – aber die Nutzer werden die Webseiten wahrscheinlich nicht besuchen, nur um sie zu lesen.

Nun bitten einige Stationen ihre Morgen-Moderatoren, jeden Morgen einen Videoclip aufzunehmen, um Facebook-Leute oder Twitter-User einzufangen, sobald sie wach geworden sind. Das ist schon eine klügere Idee. So sorgen sie für mehr Nachfrage – on-Air-Werbung für sie vorausgesetzt.

Wenn Sie Ihre Moderatoren einen Podcast produzieren lassen – zu welchem Thema auch immer – könnte das eine Möglichkeit sein, ihre kreativen Fähigkeiten auszureizen, sie künstlerisch zufrieden zu stellen und Ihrer Radiostation gleichzeitig mehr Besucher einzubringen.

Höhepunkte eines guten Interviews in die Sozialen Medien zu setzen und sie auf die Radio-Webseite zu bringen, um das Ganze auch mal bildlich vorzuführen, war für die britische LBC erfolgreich. Simon Wilson-Beales erzählt dazu in diesem sehr schönen Video:

[youtube XjxDC1s9fIM 555 312]

Aber ein Blog-Post? Der könnte mich vermutlich nicht wirklich überzeugen!

Vielleicht wäre es ein guter Vorsatz fürs nächste Jahr, alle Blog-Einträge, die nur als vertragliche Verpflichtung erkennbar sind, zu überprüfen und stillschweigend zu entfernen! Stattdessen könnte man sich darauf konzentrieren, neue Zuhörer auf andere Weise auf die Webseiten zu locken.

PS: Mir ist schon klar, dass ich dies ja selbst als Blogpost schreibe – einen wöchentlichen Beitrag, teilweise so gestaltet, dass Besucher immer wieder diese Website ansteuern. Schneiden Sie das raus!

PPS: Gerade habe ich dank hilfsbereiter Patreon-Crowdfunding-Teilnehmer meinen wöchentlichen Newsletter „International Radio Trends“ überarbeitet. Auch den können Sie besuchen, wenn Sie möchten: https://james.crid.land


James CridlandDer Radio-Futurologe James Cridland, spricht auf Radio-Kongressen über die Zukunft des Radios, schreibt regelmäßig für Fachmagazine und berät eine Vielzahl von Radiosendern immer mit dem Ziel, dass Radio auch in Zukunft noch relevant bleibt. Er betreibt den Medieninformationsdienst media.info und hilft bei der Organisation der jährlichen Next Radio conference. Er veröffentlicht auch podnews.net mit Kurznews aus der Podcast-Welt. Sein wöchentlicher Newsletter (in Englisch) beinhaltet wertvolle Links, News und Meinungen für Radiomacher und kann hier kostenlos bestellt werden: james.crid.land. Kontakt: james@crid.land oder @jamescridland.

 

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