Herbert Pjede: „Entgegen aller Unkenrufe geht die Tendenz eindeutig zu DAB+“

Herbert Pjede von Radio Schlagerparadies: "Entgegen aller Unkenrufen geht die Tendenz eindeutig zu DAB+"

Im diesem Sommer machte das bundesweit sendende Radio SCHLAGERPARADIES gleich in doppelter Hinsicht nachhaltig auf sich aufmerksam: zum einen verließ der bisherige Musikverantwortliche Karl-Heinz Schweter überraschend den Sender, was durch den Positiveffekt mit der erstmaligen Ausweisung von SCHLAGERPARADIES in der ma Radio 2017 II zumindest aufgewogen wurde. 67.000 Hörer in der durchschnittlichen Werbestunde und 183.000 Hörer in der Tagesreichweite (Montag bis Sonntag) sind mehr als beachtlich für ein Schlagerradio, das terrestrisch nur über DAB+ zu hören ist.

RMN Schlagerhölle
RMN Schlagerhölle

Das Programm ging 2005 seinerzeit ausschließlich im Web unter dem Namen RMN Schlagerhölle auf Sendung. Am 9. August 2007 wurde dem Sender eine bundesweit gültige Sendelizenz ohne Zuweisung von Übertragskapazitäten von der Landesmedienanstalt Saarland (LMS) erteilt. Nach einer langen Ausstrahlungszeit im Internet, via Kabel, Satellit sowie in regionalen DAB+ Netzen sendet das Tochterunternehmen der RMN Radiogruppe nun im bundesweiten DAB+ Multiplex.

Im RADIOSZENE-Interview spricht SCHLAGERPARADIES-Geschäftsführer Herbert Pjede über die Neuausrichtung nach der Trennung von Schweter und seine Erfahrungen mit DAB+.


RADIOSZENE: Vor einigen Wochen hat der bisherige Musikverantwortliche Karl-Heinz Schweter Radio SCHLAGERPARADIES verlassen. In einer umfangreichen Presseerklärung erläuterte er explizit seine Verdienste um das Programm. Welchen Anteil hatte RMN Radio an der doch durchaus erfolgreichen Entwicklung des Senders?

Herbert Pjede (Bild: Radio Schlagerparadies)
Herbert Pjede (Bild: Radio Schlagerparadies)

Herbert Pjede: Wir haben den Erfolg immer als das Ergebnis unserer gemeinsamen Anstrengungen gesehen. Die Fachkenntnis und Erfahrung von Karl-Heinz Schweter gepaart mit den personellen und administrativen Kräften von RMNradio haben ideal zusammengewirkt.

RADIOSZENE: Der Ausstieg kam für Außenstehende überraschend, vor allem nachdem SCHLAGERPARADIES bei der ma Radio 2017 II erstmals mit einer respektablen Reichweite gelistet wurde. Welche Gründe gab es für die Trennung?

Herbert Pjede: Es gab unterschiedliche Auffassungen, wie die erfolgreiche Entwicklung des Kanals fortführen sei. Ich möchte da nicht ins Detail gehen. Eine Sache ist mir aber wichtig: es gab keine Differenzen was die Musikredaktion betraf. Und auch nach dem Ausstieg von Karl-Heinz Schweter ist die musikalische Ausrichtung beim SCHLAGERPARADIES nicht einen Deut verändert worden. Auch weiterhin spielen wir ausschließlich deutschsprachige Lieder gemischt mit einigen Instrumentaltiteln.

RADIOSZENE: Wie geht es nun bei RADIO SCHLAGERPARADIES weiter?

Herbert Pjede: Wir werden unseren eingeschlagenen Weg verfolgen, Deutschlands Schlagerradio Nr. 1 zu werden.

RADIOSZENE: Werden auch weiterhin neue Schlager zu hören sein?

Herbert Pjede: Ja natürlich. Wie schon erwähnt wird sich unsere Musikfarbe nicht ändern. Dazu gehören auch die neuesten Schlager, die wir oft als erste senden. Da sind wir unseren Marktbegleitern oft einen Schritt voraus.

RADIOSZENE: Im Programm findet sich eine große Zahl an Spezialsendungen rund um den Schlager. Wie werden diese Shows vom Publikum angenommen?

Herbert Pjede: Auch das ist ein Teil unseres Erfolgs. Es gibt inzwischen einige Kanäle, die Schlagertitel unmoderiert abnudeln. Die Hörer schätzen am SCHLAGERPARADIES gerade die moderierten Sendungen und die Tatsache, dass auf der anderen Seite jemand ist, der für sie da ist. Dazu gehört unter anderem die Erfüllung von Musikwünschen, die wir nach wie vor großschreiben. Und dazu gehören dazu auch die Spezialsendungen, die wir anbieten. Nie und nimmer hätten wir diesen Erfolg mit einer unmoderierten Sendestrecke gehabt, die 24 Stunden nur Titel an Titel reiht.

RADIOSZENE: Haben Sie nach der ma einen klareren Einblick in die Hörerstrukturen von SCHLAGERPARADIES?

Herbert Pjede: Ja, das haben wir. Wie zu erwarten ist, haben wir die meisten Hörer nicht in der Altersgruppe 14 bis 29 Jahren. Aber auf der anderen Seite ist es auch ein weit verbreiteter Irrglaube, Schlagerhörer seien all 60+. Wir sind zuversichtlich, durch unser gut strukturiertes Musikprogramm und interessante, moderierte Sendestrecken die Struktur in der Altersgruppe 30 bis 59 Jahre zu optimieren.

RADIOSZENE: Karl-Heinz Schweter hat sich unter anderem mit seinen Konzertaktivitäten eingebracht. Werden Sie die Kooperationen mit Schlager-Events fortgesetzt?

Herbert Pjede: Wir befinden uns hier gerade in konkreten Gesprächen für die folgenden Jahre. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir darüber noch nicht im Einzelnen sprechen können.

Herbert Pjede: "Entgegen aller Unkenrufen geht die Tendenz eindeutig zu DAB+" (Bild: dual)
Schlagerparadies-Radio (Bild: dual)

RADIOSZENE: RMN Radio und SCHLAGERPARADIES setzen schon lange bewusst auf die technische Verbreitungsform DAB+. Offenbar mit Erfolg. Welche Bilanz ziehen Sie nach rund fünf Jahren DAB+ Verbreitung?

Herbert Pjede: Entgegen aller Unkenrufen geht die Tendenz eindeutig zu DAB+. Allerdings gibt es noch immer nicht ausreichend versorgte Landstriche, wo unsere Hörer dann zum Satelliten- oder Internetangebot greifen müssen. Dort, wo DAB+ zu empfangen ist, hört die Mehrzahl der SCHLAGERPARADIES-Hörer digital.

RADIOSZENE: Wird das Programm zwischenzeitlich auch von der werbenden Wirtschaft wahrgenommen?

Herbert Pjede: Seit dem Eintritt in die MA werden wir auch von der Werbewirtschaft verstärkt wahr- und ernstgenommen. Denn der Start eines privatwirtschaftlichen Senders mit einer Stundenreichweite von 67.000 Hörern beeindruckt auch die Werbewirtschaft.

RADIOSZENE: Welche Wünsche stellen Sie an die Weiterentwicklung von DAB+?

Herbert Pjede: Wir wünschen uns eine objektivere Beurteilung dieses neuen Technikstandards und kein Beharren der UKW-Platzhirsche auf diese auslaufende Technik. Wir wünschen uns mehr Offenheit für diese zukunftweisende Alternative, die ganz aktuell auch durch die EU unterstützt und gefördert wird. Das Medium Radio muss sich gegen alternative Angebote wie Streamingdienste behaupten.