Vor der MA… („wenn der Flieger ruckelt“)

hörfunker.de mit einer Umfrage bei Programmchefs vor der Medien Analyse 2007

Small_BannerDie Tage vor der Veröffentlichung der Media-Analyse Radio sind bei vielen Programmchefs in den Funkhäusern geprägt von Hoffen und Bangen. Wurden auch die „Richtigen“ befragt? Diejenigen, die sich an den eigenen Sender tatsächlich erinnern?

hoerfunker.de wollte von Programmverantwortlichen wissen, wie fühlt und denkt man in den Tagen vor der MA? Weise und abgeklärt? Cool oder aufgeregt? Dabei gab es erstaunlich offene Antworten, in denen es sympathisch menschelt.

Ina Tenz

ffnProgrammdirektorin radio ffn

Ina_Tenz„Vor Gericht, auf hoher See – und bei der MA liegt man in Gottes Hand“ – dieses abgeänderte Zitat spiegelt im Grunde meine Gefühlslage vor einer MA wider.

Egal, was die eigene Marktforschung sagt – oder gar das Bauchgefühl – eine Gewissheit über die Realität gibt es erst in der Sekunde, in der das Buch aufgeschlagen wird und die gültige Hörerzahl schwarz auf weiß nachzulesen ist. Enttäuschung und Euphorie können in diesen Momenten eng beieinander liegen und wie vermutlich jeder Radiomacher stelle ich mir vorab die bangen Fragen: Haben wir alles richtig gemacht? Hat sich mein Marktumfeld verändert? Was ist, wenn meine Erwartungen derbe enttäuscht werden und auch Erklärungsansätze fehlen? Ich habe in den vergangenen Jahren folgendes von der MA gelernt:

  • sie ist immer für eine Überraschung gut
  • bloß keine Panik, falls es einen unerwarteten Tiefschlag geben sollte
  • bloß keine Euphorie, falls man besser abschneiden sollte, als erwartet
  • nicht zu sehr auf Einzelstunden-Ergebnisse schauen und schon gar nicht deshalb Programmentscheidungen treffen (Beispiel:“…ich wusste, dass die Rubrik um 15:40 Uhr nicht funktioniert, deswegen haben wir 10.000 Hörer in der Stunde verloren…“)
  • zur Gefühlslage: Gewonnen wird immer im Team, bei Verlusten tragen Einzelpersonen die Schuld
  • Demut

Natürlich ist auch eines klar: irgendwie ist jeder Sender am MA-Tag doch ein Gewinner, was in den vielen Pressemitteilungen nachzulesen sein wird. Im Vorfeld wünsche ich auf jeden Fall allen viel Spaß beim“prophylaktischen Wellenergebnis-Zusammenrechnen“ und viel Erfolg am Mittwoch!

John Ment

Radio-HamburgLeiter Radio Hamburg Morningshow und stellvertr. Programmdirektor

John Ment neutralSie kennen das aus dem Flugzeug, wenn Sie alleine fliegen – während die Maschine in 10 000m Höhe ruckelt und wackelt, sind alle um einen herum cool, lachen, schlafen oder unterhalten sich angeregt.

Ich kann das nicht. Ich krampfe, werde ein Fall für „Dr. House“, bin unendlich aufgeregt und versuche, mich irgendwie abzulenken. Das ist, glaube ich, mit der Stimmung kurz vor der Veröffentlichung der Zahlen zu vergleichen.

Alle tun recht cool – aber unter der Schale brodelt es gewaltig und es geht einem der „A“ auf „G“ (Arsch auf Grundeis). Ich hoffe sehr, dass wir alles richtig gemacht haben und uns eine angemessene Belohnung abholen können am Mittwoch!

Hans-Dieter Hillmoth

FFHGeschäftsführer und Programmdirektor Radio/Tele FFH (HIT RADIO FFH, planet radio, harmony.fm)

Hans-Dieter_Hillmoth200Zweimal im Jahr ist „Bescherung“ bei den Hörfunkern: die Media-Analyse (MA) steht ins Haus. „Da haben wir die Bescherung“, ist ein möglicher (Negativ-)Fall. „Beschert“ fühlen sich die anderen. Mit der MA geht’s so ähnlich wie bei den Fußball-Pokalspielen: „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze“, so O-Ton Beckenbauer. Wer sich der Hörer-Steigerung ganz sicher ist und präzise und siegesgewiss die eigenen wöchentlichen Trackings studiert hat, der ist schon bitter enttäuscht worden. Und umgekehrt.

Obwohl ich am Mittwoch schon die 28. MA in meiner Zeit bei der Radio/Tele FFH erleben darf (und vorher einige andere, beispielsweise in München) kribbelt es in den Tagen vorher immer noch gewaltig. Die Pressemeldung und der Brief an die Gesellschafter sind vorformuliert.

Aber ob´s so kommt ? Das sind die wenigen Momente im Radio-Leben, in denen man neidisch auf die ARD-Kollegen schielt: Bei uns entscheiden die MA-Zahlen über alles, bei denen kommt das GEZ-Geld sowieso – und nur noch knapp fünf Prozent des Etats (die Werbeinnahmen) sind MA-abhängig.

Gerne erinnere ich mich an das Massen-Treffen von Hörfunkern und Verlags-Mitarbeitern auf der Treppe zum Frankfurter Büro der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse. Als die Ergebnisse noch nicht online kamen, musste jeder persönlich antreten oder einen Boten an den Main schicken, um die Ergebnisse abzuholen. Dutzende Kollegen drängten sich damals (einmal pro Jahr) im AGMA-Treppenhaus. Keine Sekunde früher als neun Uhr wurde bei der AGMA aufgesperrt – und innerhalb von Minuten wechselten (nach dem Blick in die Tüten mit den gedruckten MA-Ergebnissen) Gesichts-Färbungen, Jobs und Zukunftsperspektiven. Das hat sich sicher nicht geändert – aber es spielt sich alles im heimischen Funkhaus ab.

Unternehmen wie die Radio/Tele FFH, mit mehreren Programmen in einer Firma, haben zudem möglicherweise mit positiven und negativen Gefühlsausbrüchen im eigenen Haus zu rechnen. Schon jetzt ist klar: harmony.fm, der neue Oldie-Sender von FFH, wird auf jeden Fall zu den MA-Gewinnern im März zählen. Er erreicht die notwendige Fallzahl und wird erstmals ausgewiesen. Bei HIT RADIO FFH und planet radio, den beiden Marktführern in Hessen, muss der Mittwochmorgen abgewartet werden. In jedem Fall aber wird in Bad Vilbel, dem Standort der drei Sender, abends gefeiert: mit einer Pizza- und Pasta-Party in einer Tankstelle. „Die Drei von der Tankstelle“ – HIT RADIO FFH, planet radio und harmony.fm – wollen einen Abend lang den MA-Stress vergessen. Bevor es am Donnerstagmorgen wieder heißt: Nach der MA ist vor der MA. Und die kommt garantiert. Im Juli schon.

Axel Hose

Radio-PSRGF und Programmdirektor Radio R.SH Programmgeschäftsführer Radio PSR

Axel Hose (Bild: R.SH)
Axel Hose (Bild: R.SH)

Auch wenn ich mit mittlerweile 20 Jahren Radio-Erfahrung sicherlich zu den so genannten alten Hasen zähle: Der Tag der ma treibt meinen Adrenalin-Spiegel immer wieder auf’s Neue hoch.

Angespannt wartet man darauf, den Umschlag mit den „Radiozeugnissen“ öffnen zu dürfen. Und das ist gut so! Denn auch die Gewissheit, mit R.SH und RADIO PSR erstklassige Programme verantworten zu dürfen, auf perfekt eingespielte Teams setzen zu können und hoffentlich wieder erfolgreich aus dem ma-Rennen hervorzugehen, darf eines nicht bewirken: Routine. Spannung hingegen tut gut, fördert Kreativität und ist Ansporn, die Hörer immer wieder zu begeistern. Dann klappt’s auch mit den ma-Zahlen…

Uwe Loll

Radio-RegenbogenStellvertretender Programmdirektor Radio Regenbogen

Nächsten Mittwoch gibt`s vor allem zwei Ziele: Morgens gute Zahlen und abends weiterhin Spannung, wenn Bayern 1-0 gegen Real gewinnen muss. Ansonsten freuen wir uns wieder auf den Mann mit dem großen Umschlag morgens um kurz vor 9 im Funkhaus.

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