Das Wort des Jahres 2007: Digitalradio

Schaltreport_250Würde diese Kolumne in England oder den USA erscheinen, wäre sie mit Sicherheit ein Rückblick. Da es um den deutschsprachigen Raum geht, wird es eine Vorausschau. 2007 wird das Jahr, in dem auch in Deutschland Radio über digitale Verbreitungswege seinen Durchbruch schaffen wird. So langsam geben auch die letzten deutschsprachigen Radiomacher ihre Skepsis gegenüber DAB und seinen Brüdern und Schwestern auf und freuen sich auf eine neue digitale Zukunft. Dass es diesmal klappen wird, dafür gibt es Anzeichen genug:

1) Zum ersten Mal gibt es seit der Internationalen Wellenkonferenz in Genf eine realistische und zukunftsorientierte Frequenzplanung, die eine flächendeckende Abdeckung für den deutschen Raum schafft, mit der auch ein breites zusätzliches Programmangebot lanciert werden kann, mit dem ein klarer Nutzungsgrund kommuniziert erden kann. Der neue Codierungsstandard AAC+ sowie die erhöhte Sendeleistung führen dazu, dass das DAB-Angebot die meisten Kinderkrankheiten hinter sich gebracht hat.

2) Es formieren sich, mal versteckt, mal offen, alle großen Player der „alten“ Radiowelt, aber auch neue Player, die mit Know-How und Geld bereit sind, im neuen digitalen Markt mitzumischen. Ob Regiocast (vgl. Operative Phase für nationales Handy-Digitalprogramm ist angelaufen), die RTL-Gruppe, die lokalen Platzhirsche RPR, Antenne Bayern, FFH oder Antenne Niedersachsen („Big 4 Digital“) haben ihre digitalen Hausaufgaben gemacht. Darüber hinaus gibt es mit dem Mobilen Fernsehen Deutschland auch einen echten neuen Player, der das digitale Programmangebot vorantreiben wird (www.mfd-tv.de).

3) Es gibt immer mehr Dienste und Geräte, die es Radioanwendungen ermöglichen, im Huckepack-Verfahren mitverbreitet zu werden. Dazu gehören natürlich in erster Linie mobile digitale TV-Technologien wie DVB-H, aber auch UMTS oder andere Technologien der Mobilfunkbetreiber sowie die zunehmende Breitbandnutzung in Büros und zu Hause. Dass die großen Internetplayer wie Yahoo Musikstreams als elementaren Teil ihrer Strategie betrachten, ist ein weiterer Treiber.

4) Nicht zuletzt haben jetzt nahezu alle Entscheider in den deutschsprachigen Stationen eine Messe in den USA, eine Station in England, einen Feldversuch in der Schweiz o.ä. besucht und digitale Sender und Empfänger im realen Einsatz erlebt. Wer sieht, dass es gut funktioniert und viele neue Möglichkeiten bringt, will das auch bei sich einsetzen.

2007 wird das spannendste Jahr im deutschen Radio seit langem, freuen wir uns drauf.


Christian Schalt06 110

Christian Schalt

(Programmdirektor KISS FM Berlin)

Kontakt: http://www.xing.com/hp/Christian_Schalt