DAB+: Deutschland diskutiert, andere handeln

Digitale Dynamik in Europa-Panel auf den Medientagen Mitteldeutschland (Bild: ©Stefan Fischer/S-WOK)
Digitale Dynamik in Europa / Medientage Mitteldeutschland (Bild: ©Stefan Fischer/S-WOK)

Während man in Deutschland seit Jahren diskutiert, ob das digitale Radio DAB+ eine Zukunft hat, werden im europäischen Ausland Entscheidungen getroffen. So hat Norwegen Anfang dieses Jahres die UKW-Verbreitung abgeschaltet und sendet seither auf DAB+. Eine Erfolgsgeschichte mit einer langen Vorlaufzeit, wie Jörn Erik Jensen von der Norwegian Broadcasting Corporation auf den Medientagen Mitteldeutschland am Mittwoch in Leipzig einräumte. „Schon 1995 ging es in Norwegen mit DAB los. Dass wir jetzt komplett umgestellt haben, liegt auch an der engen Zusammenarbeit mit der Politik”, so Jensen. Die Umstellung habe erst das OK bekommen, als alle technischen Kriterien zu Verbreitung und Empfang von DAB+ in Norwegen erfüllt waren. Das betraf sowohl eine ausreichende Auswahl an Geräten als auch die flächendeckende Versorgung des Landes. Begleitet wurde der Umstieg von einer massiven Informationskampagne. Petersen hat die Erfahrung gemacht, dass es beim Radio nicht auf die Verbreitungsart sondern auf die Inhalte ankomme. Die Leute wollten ein Radio, mit dem sie ihren Sender hören, egal ob UKW oder Digital.

Jörn Erik Jensen (Bild: ©Stefan Fischer/S-WOK)
Jörn Erik Jensen (Bild: ©Stefan Fischer/S-WOK)

Auf die Frage, ob es auch in Deutschland zur Abschaltung von UKW kommt, sagte Dr. Ulrich Liebenow, Vorsitzender der Produktions- und Technik-Kommission der ARD und MDR-Betriebsdirektor, dass bis zum Jahr 2020 eine DAB-Abdeckung von 95 Prozent des Sendegebiets und von 30 Prozent aller verkauften Radios erreicht werden soll. Das Ziel sei jedoch nicht die Auswahl eines bestimmten Verbreitungsweges. „Wir wollen unsere Hörer erreichen, egal auf welche Art“, so Liebenow. Deshalb gebe es keinen Abschalttermin. „Das haben wir verhindert“, behauptete dagegen Stephan Ory, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR). Er will den Anbietern nicht vorschreiben, auf welche Weise sie ihr Programm verbreiten und glaubt, dass das der Markt richtet. Dagegen möchte Ory, dass es einen gesetzlichen Zwang für die Gerätehersteller gibt, auch den digitalen Empfang in neuen Geräten zu ermöglichen. „DAB+ wird UKW nicht ersetzen, es wird einer von vielen Vertriebswegen sein.“

Georg Plattner und Dr. Ulrich Liebenow (Bild: ©Stefan Fischer/S-WOK)
Georg Plattner und Dr. Ulrich Liebenow (Bild: ©Stefan Fischer/S-WOK)

Für einen erzwungenen Umstieg plädierte dagegen Georg Plattner, Direktor der Rundfunkanstalt Südtirol RAS. „Schade, dass man in Deutschland nicht den Mumm für die Abschaltung hat“, sagte der Italiener.  In Südtirol werde Ende dieses Jahres damit begonnen, die ersten UKW-Sender abzuschalten. Dafür spräche eine bessere Abdeckung mit gleichzeitig weniger DAB+-Sendeanlagen. Insgesamt sei der Sendebetrieb dadurch viel billiger, was auch den Hörern und Gebührenzahlern nutze. „Mit dem Geld, was man in fünf Jahren für den UKW-Betrieb ausgibt, könnte man jeder Familie ein DAB+-Radio kaufen”, so Plattner.

Auch Helwin Lesch würde sich über einen klaren Termin freuen. „Dann können sich Industrie und Verbraucher darauf einstellen“, sagte der Leiter der HA Verbreitung und Controlling des Bayerischen Rundfunks. DAB+ könne erfolgreich sein. Das sehe man an der großen Beliebtheit des Senders BR Heimat. Der Norweger Jensen sagte dazu: „Die Leute wollen ein altmodisches Radio, mit dem sie ihren Sender hören. Und mit DAB+ bekommen sie eben ein digitales altmodisches Radio.“

Quelle: Medientage Mitteldeutschland