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Jetzt ist es fix: 94,5 MHz in München geht an Rock Antenne

M945 Mikro

Die BLM hat entschieden: UKW-Frequenz 94,5 MHz in München wird zur Stützfrequenz für Rock Antenne – Ausbildungsfrequenz 106,2 MHz in Erlangen wird egoFM zur Verfügung gestellt

[BLM-Pressemeldung vom 16.02.2017] Nach intensiver Diskussion hat der Medienrat der BLM der Umwidmung der bisherigen Hörfunkfrequenzen 94,5 MHz in München und 106,2 MHz in Erlangen ab 1. September 2017 zugestimmt. Beide UKW-Frequenzen waren bisher zu Aus- und Fortbildungsbildungszwecken den beiden Radiokanälen afk M94.5 in München und afk max in Erlangen zugewiesen worden.

afk m945 ukw

ROCK ANTENNE verzichtet auf UKW Frequenzen nördlich von München

Die 94,5 MHz in München wird zur UKW-Stützfrequenz umgewidmet, die ab 1. September dem Hörfunkprogramm Rock Antenne für fünf Jahre zur Verfügung gestellt wird. Allerdings soll die Rock Antenne GmbH auf die Verbreitung ihres Programms in den lokalen Versorgungsgebieten Landkreis Erding, Stadt Freising und Stadt Ebersberg über die Frequenzen 87,9 MHz, 95,0 MHz und 93,0 MHz verzichten. Das Rock Antenne-Programm wird bisher bundesweit über Satellit, landesweit über DAB+ und lokal über eine Stützfrequenz in Augsburg verbreitet.

Die UKW-Frequenz 106,2 MHz in Erlangen wird ab 1. September als Stützfrequenz dem bundesweiten Hörfunkprogramm egoFM zur Verfügung gestellt. Der Medienrat weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei egoFM um ein alternatives Musikprogramm handelt. Sollte es nicht weiter betrieben werden, findet für die von egoFM genutzten Stützfrequenzen eine Neuorganisation statt, um wieder ein alternatives Format auszuwählen, das die bestehenden Musikprogramme ergänzt.

Der Medienrat begrüßt die Zusagen der Rock Antenne GmbH und der Radio Next Generation GmbH (Anbieter von egoFM) zur ausgeprägten Unterstützung der Aus- und Fortbildungskanäle in München und Nürnberg sowie zur Bereitstellung von Sendefenstern für Programminhalte, die von und mit den Ausbildungskanälen produziert werden. Dafür sollen die Anbieter geänderte Programmschemata zur Genehmigung vorlegen.

ROCK ANTENNE beteligt sich am Ausbildungskanal

Ebenfalls begrüßt wird die Bereitschaft der Rock Antenne GmbH, mindestens fünf Prozent der Anteile an der Trägergesellschaft der Aus- und Fortbildungssender, der afk GmbH, zu übernehmen.

Siegfried Schneider (Bild: BLM)
Siegfried Schneider (Bild: BLM)

Für BLM-Präsident Siegfried Schneider bleibt auch nach der veränderten Empfangssituation das grundlegende Ziel der AFK-Kanäle, die Ausbildung von Radionachwuchs, erfüllt.

afk M94.5 und afk max werden ab 1. September weiterhin live on air über den Digitalradiostandard DAB+ zu empfangen sein und stehen zusätzlich als Livestream im Internet zur Verfügung. afk max behält seine Nürnberger UKW-Frequenz. Mit der zunehmenden Marktrelevanz von DAB+ ist es möglich, auf die UKW-Verbreitung der AFK-Radios zu verzichten bzw. sie zu reduzieren, ohne die Ausbildungsziele zu gefährden.

Die wesentlichen Konditionen, die für eine qualitativ hochwertige Radioausbildung wichtig sind, bleiben erhalten: Es wird in Echtzeit, live und on air gesendet, aber ohne den Druck, den werbefinanzierte Sender in puncto Reichweite spüren. Weder afk M94.5 noch afk max müssen das Massenpublikum erreichen und haben deshalb auch ein Musikprogramm jenseits der Chartplatzierungen und ausführliche lokale Berichterstattung etabliert. Das wird auch weiter so sein.

Um eine gute journalistische Ausbildung garantieren zu können, unterstützt die BLM die drei Sender afk M94.5, afk max und afk tv mit mehr als 800.000 Euro jährlich. Wir sehen vor allem eine Frage als wesentlich für die künftige Ausbildungssituation: Welche Herausforderungen kommen in der digitalen Welt auf Journalisten zu?

„Um diese Herausforderungen annehmen zu können“, betonte Schneider, „müssen die Strukturen der Ausbildung weiter entwickelt werden. Insofern mögen manche die Umwidmung der UKW-Frequenzen als Verlust empfinden. Sie bietet dem journalistischen Nachwuchs aber die Chance, sich gezielt und aktiv auf die digitalen Entwicklungen einzulassen.“ 

Quelle: BLM-Pressemeldung vom 16.02.2017


Medienpolitik, bei der man nur den Kopf schütteln kann

Ein Kommentar von Jörn Krieger

Jörn Krieger
Jörn Krieger

Ausgerechnet die als Zugpferd fürs terrestrische Digitalradio gestartete Rock Antenne erhält eine UKW-Frequenz in München. Diese wird dem Ausbildungsradio M94.5 entzogen – mit der Begründung, dass man angesichts der zunehmenden Marktrelevanz von DAB+ inzwischen auf eine UKW-Verbreitung verzichten könne. Es ist erschreckend, wie die BLM, die sich immer als Förderer von DAB+ darstellte, vor Antenne Bayern einknickt und ihre gesamtes Digitalradio-Konzept ad absurdum führt. Die Rock Antenne wird UKW stärken – und die Frage aufwerfen, ob die BLM überhaupt noch selbst daran glaubt, dass sich DAB+ irgendwann durchsetzt.


„UKWeg“ – Zur Entscheidung des BLM-Hörfunkausschusses

Die Betroffenheit beim Ausbildungskanal M94.5 ist groß: „Wir sind schockiert und betrübt über diese Entscheidung“, schreibt der Vorstand von „Freunde von afk M94.5 e.V.“ in der folgenden Presseerklärung:

Liebe Medienvertreter, liebe Kollegen, liebe Freunde,

gestern, am 9. Februar 2017, hat der Hörfunkausschuss der BLM über die Zukunft der 94,5-Frequenz abgestimmt. Die Entscheidung, die uns, den Förderverein „Freunde von afk M94.5 e.V.“, am Abend über die SZ erreichte, lautet: M94.5 soll zum 1. September 2017 seine UKW-Frequenz verlieren. Stattdessen soll dann die Antenne Bayern Tochter Rock Antenne hierüber senden. Laut dem SZ-Artikel, soll M94.5 dafür einige Sendefenster bei Rock Antenne bekommen. Der Medienrat der BLM wird dies zwar erst am kommenden Donnertag, dem 16. Februar 2017, beschließen. Doch erfahrungsgemäß wird der Medienrat höchstwahrscheinlich der Empfehlung des Hörfunkausschusses folgen.

Wir alle sind schockiert und betrübt über diese Entscheidung. In den vergangenen zwei Monaten haben wir unser Möglichstes versucht, um die Bedeutung der UKW-Frequenz für M94.5 deutlich zu machen. Wir sind nach wie vor der festen Überzeugung, dass der Verlust erhebliche Auswirkungen auf die Ausbildung von M94.5 haben wird. Dementsprechend können wir diesen Beschluss nicht nachvollziehen und gutheißen. Wir sind enttäuscht, dass das an entscheidender Stelle immer noch anders gesehen wird und wir, die Redaktion, zum Thema überhaupt nicht gehört wurden.

Wir möchten uns bei allen Partnern und Unterstützern für den Rückhalt und ihr Engagement bedanken. Wir waren zutiefst erfreut und gerührt, wie viel Rückenwind wir von den verschiedensten Stellen erhalten haben. Dass sich sowohl Bands, als auch Hörer, Alumni, Münchner Kulturstätten und viele mehr für den Erhalt von M94.5 auf UKW eingesetzt haben, zeigt deutlich: Auch wenn es, nach Aussage des Hörfunkausschusses, nicht Ziel des Senders ist, die städtische Radioszene zu bereichern, ist es nicht von der Hand zu weisen, dass M94.5 genau das in den vergangenen 20 Jahren zusätzlich zur großartigen Ausbildung gemacht hat. M94.5 ist heute weit mehr als nur ein Ausbildungssender und dies als Lappalie abzutun, ist nicht nur ein Schlag gegen die Redakteure, die sich für den Sender eingesetzt haben, sondern auch ein Schlag und ein deutliches Zeichen gegen die gesamte Kultur- und Radiolandschaft in München und ganz Bayern.

Was die gestrige Entscheidung für die Zukunft von M94.5 genau bedeutet, muss sich in den nächsten Wochen erst noch zeigen. Wir sind nach wie vor der festen Überzeugung, dass es einen entscheidenden Unterschied für die Ausbildung macht, ob man von 20 oder 2000 Personen gehört wird. Sicher ist, dass wir bei M94.5 auch nach dem 1. September 2017 zumindest auf DAB+ und über Internet weitersenden werden. Im Namen der afk M94.5-Redaktion werden wir dafür Sorge tragen, dass sich M94.5 auch weiterhin treu bleibt: Eine fundierte und hochqualitative journalistische Ausbildung mit Musik und Kultur abseits des Mainstreams zu kombinieren.

Mit enttäuschten und niedergeschlagenen Grüßen im Namen der gesamten M94.5-Redaktion

Der Vorstand von „Freunde von afk M94.5 e.V.“
Klaus Muth, Julia Röhl, Marcel Stuht und Johannes Vogl

Weitere Kommentare:
Süddeutsche Zeitung: Eine falsche Entscheidung
Heinrich Rudolf Bruns: Ein schäbiges Begräbnis – Vom Ende der UKW-Frequenz 94,5 in München
Ulrike Gote (Bündnis90/Die Grünen): Mein NEIN zur 94,5-Entscheidung
Johannes Vogl (M94.5): „Uns wird vorgeworfen, ein gutes Programm gemacht zu haben“

Jan Lüdeke (Sportkommentator):

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